Südafrikas Cyril Ramaphosa Millionär, Sozialist, Präsident

Cyril Ramaphosa war Freiheitskämpfer, Gewerkschaftsführer und ist heute einer der reichsten Männer Südafrikas. Nun will er als Präsident das Land aus der Krise führen – und steht vor gewaltigen Herausforderungen.

Cyril Ramaphosa

Donnerstag, 15.02.2018  
15:25 Uhr

Es hat länger als zwei Jahrzehnte gedauert, jetzt ist Cyril Ramaphosa an der Spitze Südafrikas angekommen. Am Donnerstag hat das Parlament in Kapstadt den Geschäftsmann und Multimillionär zum neuen Präsidenten gewählt.

Ramaphosa, 65, übernimmt das Amt von Jacob Zuma. Der skandalumwitterte Präsident war am späten Mittwochabend auf Drängen der Regierungspartei ANC zurückgetreten.

Quälend lange zog sich Zumas Abgang hin. Ihn hatten seit mehr als zwei Jahren Proteste, Korruptionsvorwürfe und miserable Umfragewerte verfolgt.

Reicher als Ramaphosa ist nur noch sein Schwager

Umso größer ist die Erleichterung, dass ein neuer Mann an der Spitze steht – ein sehr reicher Mann. Mit einem geschätztem Vermögen von 6,4 Milliarden Rand (430 Millionen Euro) gilt Ramaphosa als zweitreichster Schwarzer im Land, sagt zumindest das „Entrepreneur Magazine“. Noch vermögender als Ramaphosa ist demnach nur dessen Schwager, Patrice Motsepe.

Ramaphosas Reichtum könnte ein Vorteil sein: Damit sei der Präsident weniger leicht zu korrumpieren, sagen manche im Land. Und sie meinen das nach den Zuma-Jahren nur halb im Scherz.

Trotzdem gibt es Zweifel an Ramaphosas Führungsstärke. Im Dezember gelangte er an die Spitze des ANC. Und brauchte immerhin noch zwei Monate, bis er den überfälligen Rücktritt Zumas erzwang.

Immer an Mandelas Seite

Dass Ramaphosa zu wenig Rückhalt im ANC hat, ist lange bekannt. Er gehört zur kleinen südafrikanischen Volksgruppe der Venda. Zuma konnte sich, bei aller Kritik an seiner Amtsführung und seinem korrupten Verhalten, als Zulu immer auf die Hilfe der größten Volksgruppe verlassen. Bei der Kampfabstimmung um den ANC-Vorsitz setzte sich Ramaphosa darum nur mit knapper Mehrheit gegen Zumas Favoritin und Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma durch.

Dabei war der frühere Gewerkschaftsboss und Großinvestor Ramaphosa schon früh ganz nah an der Spitze der Partei, die seit Ende der Apartheid 1994 die Geschicke des Landes beinahe allein bestimmen konnte.

Noch unter dem rassistischen Burenregime hatte Ramaphosa in den Achtzigerjahren den Berufsverband der Bergarbeiter zur größten Gewerkschaft des Landes ausgebaut. Bis heute nennt sich der schwerreiche Geschäftsmann Sozialist.

Für seine Aktivität im damals verbotenen ANC saß er für mehrere Monate in Haft. 1991 entließ die weiße Regierung den ANC wieder aus der Illegalität, Ramaphosa wurde dessen Generalsekretär – und damit der zweite Mann hinter dem aus der Haft freigelassenen Parteivorsitzenden Nelson Mandela.

In den Folgejahren war er an den Verhandlungen zum Machtwechsel sowie an der Ausfertigung der neuen Verfassung beteiligt. Vielen galt Ramaphosa als Mandelas designierter Nachfolger, doch 1997 zog er sich aus der Politik zurück. Thabo Mbeki wurde Präsident.

Ramaphosas unrühmliche Rolle beim Marikana-Massaker

Heute gehört ihm die Holding Shanduka, die unter anderem alle südafrikanischen McDonald’s- Filialen und das Abfüllgeschäft von Coca-Cola übernahm. Ramaphosa stieg zudem zum Aufsichtsratschef des größten südafrikanischen Mobilfunkunternehmens MTN und der Dienstleistungsholding Bidvest auf.

Besonders gewichtig sind Shandukas Investments im Bergbau, Südafrikas wichtigster Industrie. Shanduka beteiligte sich an mehreren Kohlegruben in Gemeinschaftsfirmen mit dem Schweizer Rohstoffkonzern Glencore.

Außerdem hält Ramaphosas Investmentfirma Anteile an Bergwerken des Platinproduzenten Lonmin, bei dem Ramaphosa auch im Aufsichtsrat sitzt. Dabei spielte der heutige Präsident eine unrühmliche Rolle vor dem Marikana-Massaker mit bis zu 50 Toten im Jahr 2012. Damals schossen Polizisten streikende Arbeiter und Demonstranten nieder, für Südafrika ist Marikana ein bleibendes Trauma. Ramaphosa begrüßte das Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Retter des ANC?

Die Bekämpfung der Korruption sei nun seine dringlichste Aufgabe, sagte Ramaphosa direkt nach seiner Wahl im Parlament. Wenn der neue Präsident das ernst meint, muss er auch im Kabinett aufräumen, denn nicht nur Zuma, auch zahlreiche seiner Minister gelten als korrupt oder unfähig.

Dann muss Ramaphosa das Land mit seinen rund 55 Millionen Einwohnern wieder auf Kurs bringen: Südafrika ist der am weitesten entwickelte Staat des Kontinents, doch die Kluft zwischen Arm und Reich ist krass. Korruptionsenthüllungen, ein marodes Bildungssystem und eine Arbeitslosenquote von fast 28 Prozent machen die Menschen wütend.

Und er muss den ANC zusammenhalten, denn schon im nächsten Jahr stehen Parlamentswahlen an. Zuma schickte kurz vor seinem Rücktritt noch eine Warnung an Ramaphosa: Mit seinem Sturz breche eine Krise für den ANC an, die „meine Kameraden, meine Führer noch bereuen werden“.

Viel zu tun also. Aber was es leichter macht: Besser als mit Zuma wird es für Südafrika und den ANC ziemlich sicher laufen.

Mitarbeit: Arvid Kaiser, mit Material von dpa

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