GroKo-Pläne Berufsverbände halten Aufstockung bei Polizei und Pflege für kaum umsetzbar

Union und SPD wollen Tausende neue Stellen bei Polizei, in der Justiz und Pflege schaffen. Gewerkschaften und Berufsverbände sagen: Das reicht noch lange nicht – und es fehlt an Bewerbern.

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Personalmangel in der Pflege (Archivfoto)

Sonntag, 18.02.2018  
07:57 Uhr

Gewerkschaften und Berufsverbände halten die im Koalitionsvertrag von SPD und Union vereinbarte Schaffung von Tausenden zusätzlichen Stellen bei der Polizei, in der Pflege und in der Justiz für kaum umsetzbar. Die Polizeigewerkschaften, der Berufsverband für Pflegeberufe und der Richterbund befürworteten die Pläne auf Anfrage der „Welt am Sonntag“. Sie wiesen aber auf erhebliche Probleme bei der Besetzung der Stellen hin.

„Tausende Polizisten gehen in den nächsten Jahren in Rente. Es ist schon schwierig, für sie qualifizierten Nachwuchs zu finden“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der „WamS“. Nach Informationen der GdP werden in den Jahren bis 2021 rund 44.000 Beamte pensioniert. Dem stehen geplante Neueinstellungen von 56.000 gegenüber. Bleibt unter dem Strich ein Plus von 12.000 Polizisten.

Angesichts der Aufgabenfülle und schon bestehenden Überstundenbelastung reiche diese Aufstockung „bei weitem nicht aus“, betonte Malchow auf der Website der Gewerkschaft. Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, beklagte, dass es bereits jetzt in einigen Bundesländern an qualifizierten Bewerbern mangele. Im Koalitionsvertrag wird als Ziel genannt, insgesamt 15.000 neue Stellen in den Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern zu schaffen.

Auch der Deutsche Richterbund äußert sich skeptisch zum Ziel, 2000 neue Richterstellen zu schaffen. Die Justiz habe für junge Spitzenjuristen deutlich an Attraktivität verloren, erklärte der Richterbund. Die Privatwirtschaft locke mit deutlich höheren Gehältern.

In der Pflege sollen 8000 zusätzliche Fachkräfte eingestellt werden. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hält dies für längst nicht ausreichend. „Ich sage immer: Die Politik hat eine Null vergessen“, sagte Verbandspräsidentin Christel Bienstein der „Welt am Sonntag“. Deutschland werde in den nächsten Jahren 80.000 weitere Pfleger brauchen. Auch sie beklagte Probleme bei der Besetzung offener Stellen.

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