Israel Korruptionsaffäre um Netanyahu – Vertrauter will auspacken

Die Korruptionsermittlungen bringen Israels Ministerpräsidenten in Bedrängnis – nun nimmt der Druck auf Benjamin Netanyahu noch einmal zu. Laut Medienberichten will ein enger Vertrauter aussagen.

Shlomo Filber, links, während einer Gerichtsverhandlung in Israel

Mittwoch, 21.02.2018  
23:36 Uhr

Ein enger Vertrauter Benjamin Netanyahus will bei mehreren Korruptionsermittlungen als Kronzeuge gegen Israels Regierungschef aussagen. Das geht aus Berichten israelischer Medien hervor. Die Ermittlungen, angeführt von Polizeichef Roni Alscheich, könnten Netanyahus politische Karriere gefährden.

Shlomo Filber, Netanyahu-Vertrauter und ehemals Direktor des Kommunikationsministeriums, sitzt in Haft. Er steht unter Verdacht, Gesetze durchgedrückt zu haben, die der israelischen Bezeq Telecom Company von Nutzen gewesen sein sollen. Im Gegenzug habe Bezeqs populäre Nachrichtenseite Walla angeblich vorteilhafte Berichterstattung über Netanyahu und seine Familie ausgespielt.

Filbers Entscheidung, gegen seinen ehemaligen Chef auszusagen, stellt Netanyahu vor eine neue Situation: Bisher hatte sich sein engerer Kreis nicht zu den Korruptionsvorwürfen geäußert. Filbers Aussagen könnten Netanyahu in eine schwache Position bringen – ein Kommentator nannte ihn bereits „eine politische Leiche“.

Netanyahu wird unter anderem vorgeworfen, über Jahre hinweg teure Geschenke angenommen zu haben – darunter Champagner, Schmuck und kubanische Zigarren. Zu den Spendern sollen auch Hollywoodgrößen und ein Casino-Milliardär gehören.

Zuletzt gab es Behauptungen, dass ein anderer Netanyahu-Vertrauter versucht habe, einen Richter zu schmieren, um eine Anklage gegen die Präsidentengattin fallen zu lassen, die ebenfalls wegen Korruption angeklagt ist.

Anhand der erdrückenden Beweislage will die israelische Polizei, dass die Generalstaatsanwaltschaft Netanyahu wegen der Annahme von Bestechungsgeldern, Betrugs und Vertrauensmissbrauchs anklagt.

Es ist nicht das erste Mal das Netanyahu der Korruption bezichtigt wird: 1997 und 2000 wollte die Polizei den Politiker bereits anzeigen. Beide Male kam es wegen zu dünner Beweislage nicht zum Prozess.

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