Attentat auf Sergej Skripal Rund 20 Menschen wurden medizinisch versorgt

Nach dem Nervengift-Angriff auf den russischen Doppelagent Skripal in Großbritannien mussten rund 20 Personen teils im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei untersucht zudem den Tod seiner Ehefrau und seines Sohnes.

Einsatzkräfte in Schutzanzügen in der Nähe des Tatorts in Salisbury

Freitag, 09.03.2018  
04:18 Uhr

Die britische Innenministerin Amber Rudd hat sich im Parlament zu dem Fall des russischen Ex-Spions Sergej Skripal geäußert. Sie versicherte, die Regierung werde „robust und angemessen“ reagieren, sobald klar sei, wer hinter der Tat stecke. „Das war versuchter Mord auf eine höchst grausame und öffentliche Art.“

Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May sagte, es handele sich um ein „widerwärtiges und skrupelloses Verbrechen“. Gleichzeitig mahnte er, es sei wichtig, Spekulationen zu vermeiden, bis die Ermittler harte Fakten auf den Tisch legen könnten.

Die Polizei hatte am Mittwoch erklärt, Skripal und seine Tochter Yulia seien die Opfer eines gezielten Angriffs mit Nervengift geworden. Es werde nun wegen versuchten Mordes ermittelt. Über die mutmaßlichen Täter und wie das Gift verabreicht wurde, ist bisher nichts bekannt.

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: Ex-Spion wurde Opfer von Nervengift-Attacke

Der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter waren am Sonntag mit Vergiftungserscheinungen in der südenglischen Kleinstadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Der Zustand der beiden sei weiter „sehr ernst“, sie seien immer noch bewusstlos, sagte Rudd am Donnerstag.

Ein britischer Polizeibeamter, der Skripal und seiner Tochter am Wochenende zu Hilfe geeilt war und ebenfalls erkrankte, ist laut Rudd inzwischen wieder ansprechbar. Sein Zustand sei aber weiterhin ernst.

Nach Angaben der britischen Polizei nahmen insgesamt „etwa 21 Menschen“ im Zusammenhang mit dem Fall medizinische Hilfe in Anspruch, darunter seien Skripal, seine Tochter und der Polizist. Weitere Personen hätten im Krankenhaus unter anderem Bluttests durchführen oder sich beraten lassen, sagte Kier Pritchard von der Polizei in Wiltshire. Zuvor war nur von „einigen Menschen“ die Rede gewesen.

Tod von Skripals Frau und Sohn soll untersucht werden

Einsatz auf dem Friedhof in Salisbury, wo Skripals Frau und Sohn begraben sind

Die britische Polizei hat nach eigenen Angaben hunderte Antiterrorermittler „rund um die Uhr“ im Einsatz. Ziel sei es, ein genaues Bewegungsprofil Skripals und seiner Tochter in den Stunden vor dem Anschlag zu erstellen. Auch der Tod seiner Ehefrau im Jahr 2012 und seines Sohnes im Jahr 2017 werden demnach untersucht.

Das Attentat hat zu einem diplomatischen Schlagabtausch zwischen Moskau und London geführt. Großbritanniens Außenminister Boris Johnson kündigte eine „angemessene und robuste“ Reaktion an, sollte sich der Verdacht auf eine staatliche Rolle in dem Fall erhärten. Das Außenministerium in Moskau warf den britischen Behörden eine russlandfeindliche Kampagne vor.

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