Umfragen Große Koalition hätte keine Mehrheit mehr

Wäre jetzt Bundestagswahl, würden laut Umfragen weniger als 50 Prozent für CDU, CSU und SPD stimmen. Die AfD profitiert.

Angela Merkel und Horst Seehofer

Sonntag, 17.06.2018  
10:56 Uhr

Was, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? Aktuell hätte die Große Koalition keine Mehrheit mehr. Laut einer Forsa-Umfrage für RTL und n-tv käme sie nur noch auf 46 Prozent. CDU und CSU liegen gemeinsam bei 30 Prozent, die SPD kommt auf 16 Prozent.

Das Ergebnis ist laut Forsa repräsentativ. Die Umfrage wurde am 14. und 15. Juni durchgeführt.

Die Grünen kommen demnach auf 14 Prozent, die FDP auf 10 Prozent. Die Linke liegt bei 9 Prozent. Die AfD bei 15 Prozent.

Zu einem ähnlichen Ergebnis für die Große Koalition kommt die laufend erhobene repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, mit dem SPIEGEL ONLINE zusammenarbeitet (Details zur Civey-Methode finden Sie unten). Demnach kommt die Große Koalition aktuell auf 47,6 Prozent. CDU/CSU liegen bei 30,5 Prozent, die SPD liegt bei 17,1 Prozent.

Die Grünen kommen auf 11,7 Prozent, die FDP auf 9,4 Prozent. Die Linke bekommt 10,2 Prozent, die AfD 16,2 Prozent.

Positivere Zahlen für Union und SPD liefert das Meinungsforschungsinstituts Emnid, das seine Umfrage im Auftrag der „Bild am Sonntag“ durchgeführt hat. Demnach kommt die Große Koalition derzeit auf 51 Prozent – gut zwei Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl Ende September.

Die Befragung von 2310 Personen wurde noch vor Ausbruch des unionsinternen Asylstreits im Zeitraum vom 7. bis 13. Juni vorgenommen.

Auf die Frage: „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären?“, entschieden sich 33 Prozent für die CDU/CSU. Die SPD würde bei 18 Prozent landen.

Die AfD steigt im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 15 Prozent, die Grünen verlieren einen Zähler auf 11 Prozent. Die Linke liegt erneut bei 11 Prozent, die FDP wie in der Vorwoche bei 8 Prozent. Auf die sonstigen Parteien entfallen erneut 4 Prozent.

Sie wollen die Sonntagsfrage für den Bund beantworten? Stimmen Sie hier ab:

Wie funktioniert die Civey-Methodik?

Das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet mit einem mehrstufigen vollautomatisierten Verfahren. Alle repräsentativen Echtzeitumfragen werden in einem deutschlandweiten
Netzwerk aus mehr als 20.000 Websites ausgespielt („Riversampling“), es werden also nicht nur Nutzer von SPIEGEL ONLINE befragt. Jeder kann online an den Befragungen teilnehmen und wird mit seinen Antworten im repräsentativen Ergebnis berücksichtigt, sofern er sich registriert hat. Aus diesen Nutzern zieht Civey eine quotierte Stichprobe, die sicherstellt, dass sie beispielsweise in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bevölkerungsdichte der Grundgesamtheit entspricht. In einem dritten Schritt werden die Ergebnisse schließlich nach weiteren soziodemografischen Faktoren und Wertehaltungen der Abstimmenden gewichtet, um Verzerrungen zu korrigieren und Manipulationen zu verhindern. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in den Civey FAQ.

Warum ist eine Registrierung nötig?

Die Registrierung hilft dabei, die Antworten zu gewichten, und ermöglicht so ein Ergebnis für die Umfragen, das für die Wahlbevölkerung in Deutschland repräsentativ ist. Jeder Teilnehmer wird dabei nach seinem Geschlecht, Geburtsjahr und Wohnort gefragt. Danach kann jeder seine Meinung auch in weiteren Umfragen zu unterschiedlichen Themen abgeben.

Wie werden die Ergebnisse repräsentativ?

Die Antwort jedes Teilnehmers wird so gewichtet, dass das Resultat einer Umfrage für die Grundgesamtheit repräsentativ ist. Bei der Sonntagsfrage und beim Regierungsmonitor umfasst diese Grundgesamtheit die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Die Gewichtung geschieht vollautomatisiert auf Basis der persönlichen Angaben bei der Registrierung sowie der Historie früherer Antworten eines Nutzers. Weitere Details zur Methodik stehen im Civey-Whitepaper.

Erreicht man online überhaupt genügend Teilnehmer?

Meinungsumfragen werden in der Regel telefonisch oder online durchgeführt. Für die Aussagekraft der Ergebnisse ist entscheidend, wie viele Menschen erreicht werden können und wie viele sich tatsächlich an einer Umfrage beteiligen, wenn sie angesprochen werden. Internetanschlüsse und Festnetzanschlüsse sind in Deutschland derzeit etwa gleich weit verbreitet – bei jeweils rund 90 Prozent der Haushalte, Mobiltelefone bei sogar 95 Prozent. Die Teilnahmebereitschaft liegt bei allen Methoden im einstelligen Prozentbereich, besonders niedrig schätzen Experten sie für Telefonumfragen ein.Es gibt also bei beiden Methoden eine Gruppe von Personen, die nicht erreicht werden kann, weil sie entweder keinen Anschluss an das jeweilige Netz hat oder sich nicht an der Umfrage beteiligen möchte. Deshalb müssen für ein aussagekräftiges Ergebnis immer sehr viele Menschen angesprochen werden. Civey-Umfragen sind derzeit neben SPIEGEL ONLINE in mehr als 20.000 andere Webseiten eingebunden, darunter auch unterschiedliche Medien. So wird gewährleistet, dass möglichst alle Bevölkerungsgruppen gut erreicht werden können.

Woran erkenne ich die Güte eines Ergebnisses?

Bis das Ergebnis einer Umfrage repräsentativ wird, müssen ausreichend viele unterschiedliche Menschen daran teilnehmen. Ob das bereits gelungen ist, macht Civey transparent, indem zu jedem Umfrageergebnis eine statistische Fehlerwahrscheinlichkeit angegeben wird. Auch die Zahl der Teilnehmer und die Befragungszeit werden für jede Umfrage veröffentlicht.

Was bedeutet es, wenn sich die farbigen Bereiche in den Grafiken überschneiden?

In unseren Grafiken ist der statistische Fehler als farbiges Intervall dargestellt. Dieses Intervall zeigt jeweils, mit welcher Unsicherheit ein Umfragewert verbunden ist. Zum Beispiel kann man bei der Sonntagsfrage nicht exakt sagen, wie viel Prozent eine Partei bei einer Wahl bekommen würde, jedoch aber ein Intervall angeben, in dem das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen wird. Überschneiden sich die Intervalle von zwei Umfragewerten, dann können streng genommen keine Aussagen über die Differenz getroffen werden. Bei der Sonntagsfrage heißt das: Liegen die Umfragewerte zweier Parteien so nah beieinander, dass sich ihre Fehlerintervalle überlappen, lässt sich daraus nicht ableiten, welche von beiden aktuell bei der Wahl besser abschneiden würde.

Was passiert mit meinen Daten?

Die persönlichen Daten der Nutzer werden verschlüsselt auf deutschen Servern gespeichert und bleiben geheim. Sie dienen allein dazu, die Antworten zu gewichten und sicherzustellen, dass die Umfragen nicht manipuliert werden. Um dies zu verhindern, nutzt Civey statistische wie auch technische Methoden.

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