Bayern Münchens Transferplanung Nur Rummenigge will springen

Noch keinen Cent für neue Spieler: Der FC Bayern bleibt seiner zurückhaltenden Transferpolitik beharrlich treu. Einzig Karl-Heinz Rummenigge ist offen für teure Stareinkäufe. In der Klubführung steht er damit isoliert da.

Training beim FC Bayern

Donnerstag, 12.07.2018  
14:57 Uhr

Niko Kovac ließ sich entschuldigen. Beim Training am Donnerstagvormittag fehlte der neue Trainer des FC Bayern mit einer, wie es hieß, leichten Magenverstimmung. So scheuchte das Trainer-Team um Bruder und Assistent Robert Kovac die Spieler um Platz Nummer eins an der Säbener Straße. Zirkeltraining mit Fitnessmatten und Gymnastikbällen stand auf dem Programm, es wurden Doppelpässe geübt und fünf gegen zwei gespielt. Schweißtreibende Einheiten für die 21 Spieler, darunter Routiniers wie Arjen Robben, Franck Ribéry oder Juan Bernat und viele Nachwuchskicker.

Fitnesstrainer Peter Schlösser

Auch wenn man sich die Nationalspieler, die erst am 25. Juli in die Saisonvorbereitung einsteigen, derzeit noch dazu denken muss, stellt sich angesichts des Kaders doch die Frage: Ist das wirklich schon alles? Und reicht das für Europas Spitze?

Sechs Wochen sind es noch bis zum Start der Bundesliga, und bislang hat der FC Bayern noch keinen Cent in neue Transfers gesteckt. Leon Goretzka kam ablösefrei aus Schalke, Serge Gnabry und Renato Sanches kehren nach Leihgeschäften aus Hoffenheim und Swansea zurück.

Rummenigge ist mit seiner Einstellung alleine

Viel spricht dafür, dass die Bayern ihrem konsequenten Sparkurs auch weiter treu bleiben. Im Visier haben sie zwar noch zwei WM-Finalisten. Ante Rebic, ein Lieblingsspieler von Kovac bei Eintracht Frankfurt. Und Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart, der wohl aber erst 2019 kommt. Das wirklich große Transfer-Karussell dreht sich aber weiter ohne den Deutschen Meister.

Obwohl der Verein wirtschaftlich bestens dasteht. Und obwohl kürzlich 40 Millionen Euro aus Turin für Douglas Costa auf dem Konto eingegangen sind und weitere Einnahmen winken, wenn die Bayern wie angekündigt im restlos überfüllten Mittelfeld aussortieren und womöglich Spieler wie Bernat, Arturo Vidal oder Thiago vorzeitig abgeben: Die Bayern weigern sich auch weiterhin beharrlich, viel Geld für einen Weltstar zu investieren. Interessant zu beobachten ist dabei, dass es in diesem Punkt in der Vereinsführung ausgerechnet um Karl-Heinz Rummenigge recht einsam wird.

„Kein Limit“

Denn der Vorstandschef ist dort der Einzige, der noch offen ist für teure Transfers. „Kein Limit“ gebe es, sagte er im Mai: „Wenn wir einen Spieler unbedingt haben wollen, und der kostet 80 oder 90 Millionen, werden wir irgendwann springen müssen. Ob wir dieses Jahr springen oder nächstes, weiß ich nicht. Aber wir werden irgendwann springen.“ Doch diese Sicht hat er in der Klubführung exklusiv. Sportdirektor Hasan Salihamidzic erklärte, man werde „keine verrückten Sachen“ machen, und auch Präsident Uli Hoeneß stellte rund um die Meisterfeier am Rathausbalkon klar: „Wir werden nichts mehr investieren, sondern unsere Spieler dazu bringen, besser zu spielen als gestern.“

Die Spieler besser machen, das waren auch die Worte von Niko Kovac bei seiner Präsentation am 2. Juli. Schon da war herauszuhören, dass er bei seinem alten und neuen Klub die Bosse garantiert nicht mit bedingungslosen Forderungen für Neueinkäufe unter Druck setzt. Anders als Josep Guardiola, der Wunschspieler kompromisslos einforderte, schon legendär war damals sein Zitat: „Thiago oder nix“. Kevin de Bruyne bekam Guardiola 2015 allerdings nicht. 74 Millionen Euro für den Belgier, das war den Bayern zu teuer.

Madrid-Zugang Ronaldo

So werden die Weltstars des Fußballs weiter einen großen Bogen um München machen, und wenn sie in die bayerische Landeshauptstadt kommen, dann mit ihren Klubs zu einem Auswärtsspiel in der Champions League – oder wie vergangene Woche Cristiano Ronaldo vor seinem Wechsel nach Turin zu einem Medizincheck in die Praxis von Dr. Müller-Wohlfahrt. Aber nicht zu einer Vertragsunterzeichnung an die Säbener Straße.

Man kann die Haltung der Bayern sympathisch finden, sich grotesk anmutenden Transfersummen bis in den dreistelligen Millionenbereich zu verweigern und lieber aus vergleichsweise wenig Geld eine Mannschaft zu formen. Den Versuch, eine Einheit heranwachsen zu lassen, in der James Rodriguez endlich auch in der Hierarchie ein klarer Führungsspieler im Mittelfeld wird, wie ihn die Bayern benötigen.

Der ersehnte Champions-League-Titel geht regelmäßig an andere

Doch möglich ist auch, dass die Münchner schlicht den Kontakt zu Europas Spitze verlieren, in der Bundesliga zwar Serienmeister bleiben, in der Champions League das Halbfinale aber das Maximum bleibt. Wenn überhaupt. Zuletzt brachte sie die zurückhaltende Einkaufspolitik zumindest nicht weiter. Und in vier der vergangenen fünf Jahre triumphierte am Ende doch die Startruppe von Real Madrid. Das eine andere Mal der FC Barcelona. Ebenfalls kein Sparfuchs.

Vielleicht behält Karl-Heinz Rummenigge recht. Und sie müssen, wenn sie international dranbleiben wollen, doch ganz bald springen.

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