Trump-Besuch in Großbritannien Unbeliebter Gast

Nach langem Ringen reist Donald Trump nach Großbritannien. Sein Verhältnis zu Premierministerin May ist angespannt – doch die Briten sind auf die Gunst des US-Präsidenten angewiesen.

Donald Trump, Theresa May

Donnerstag, 12.07.2018  
14:24 Uhr

187 Zimmer, über 809 Hektar Parkanlage, eine Pracht in Barock. Blenheim Palace ist eines der größten Schlösser Englands – und obendrein noch die Geburtsstätte einer Politiker-Legende: Winston Churchill kam hier zur Welt.

Ganz nach Donald Trumps Geschmack also.

Der US-Präsident mag es gerne pompös. Das weiß auch die britische Regierung. Es heißt, man habe Trump deshalb extra hierher zum Dinner mit mehr als Hundert Wirtschaftsführern eingeladen, in die Grafschaft Oxfordshire. Gastgeberin ist Premierministerin Theresa May, im Garten spielen Militärkapellen. Es geht jetzt um gute Stimmung. Zu viel steht für die Briten auf dem Spiel.

Lange hat es gedauert bis zu Trumps erster Reise als US-Präsident ins Vereinigte Königreich. Dabei hatte May den Republikaner bereits wenige Tage nach seiner Amtseinführung Anfang 2017 einen Staatsbesuch angeboten. Damals war May selbst nach Washington geflogen. Vor dem Weißen Haus griff Trump unvermittelt nach Mays Hand, die Bilder gingen um die Welt.

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Trump, May im Januar 2017 in Washington

Die Premierminister betonte dazu das „besondere Verhältnis“ beider Länder. Trump soll May kurz darauf in Anlehnung an das enge Verhältnis zwischen Ronald Reagan und Margaret Thatcher „meine Maggie“ genannt haben.

Das war damals.

In der Folge konnten weder May noch Trump verbergen, dass sie persönlich nichts miteinander anfangen können. Und auch politisch kühlte das Verhältnis schnell spürbar ab. May distanzierte sich immer häufiger von Trump: Als Washington das Pariser Klimaschutzabkommen aufkündigte, bei der Verlegung der israelischen US-Botschaft nach Jerusalem, bei den amerikanischen Strafzöllen. Zuletzt kritisierte sie sich den Umgang der Trump-Regierung mit Einwanderkindern als „verstörend“.

Trump wiederum brüskierte die Briten immer wieder. Zuletzt kommentierte er die Regierungskrise in Westminster. Das Land sei „in Aufruhr“, erklärte er. Es sei Sache des britischen Volkes, ob die Premierministerin im Amt bleiben solle. Boris Johnson, Mays Widersacher, bezeichnete er als einen „großartigen Freund“.

Das Treffen auf der Insel soll nun nur noch ein „Arbeitsbesuch“ sein – offiziell wird für den umfassenderen Staatsbesuch noch nach einem Termin gesucht. Das heißt unter anderem: Ein Treffen mit der Queen gibt es wohl – aber kein feierliches Bankett und auch keine Kutschfahrt. Eine Rede von Trump im Parlament hat Unterhaussprecher John Bercow schon vor einiger Zeit abgelehnt.

Mays Dilemma

May steht vor einem Dilemma. Einerseits fordert die britische Öffentlichkeit klare Kante gegen Trump. Schon einmal hatten etwa 1,8 Millionen Menschen eine Petition gegen den Besuch des Präsidenten unterzeichnet. Jetzt werden allein in London bei einer Kundgebung Zehntausende erwartet. Eine gigantische Trump-Karikatur soll als Ballon über das Parlament fliegen.

Andererseits ist May auf den US-Präsidenten angewiesen. Die Regierungschefin muss die Beziehungen zu Trump verbessern. Der Brexit zwingt sie, bereits jetzt an den bilateralen Handelsbeziehungen zu feilen.

Blenheim Palace

Wenn das Vereinigte Königreich die EU verlasse, sagte May, „gibt es keine Allianz, die in den kommenden Jahren wichtiger ist“. Beide Länder seien „sicherer, wohlhabender und kreativer, wenn wir zusammenarbeiten“.

Mit dem Abendessen in Blenheim Palace wolle man denn auch „die engen Geschäftsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern feiern“, teilte die britische Regierung mit.

Besuch bei Spezialkräften

Am Freitag besuchen May und Trump eine Übung britischer und amerikanischer Spezialkräfte an einem nicht näher genannten Militärstützpunkt, anschließend steht ein Gespräch auf dem Landsitz der Premierministerin in Chequers auf dem Plan.

Nach Trumps jüngsten Ausfällen beim Nato-Gipfel in Brüssel müssen auch die Briten mit scharfen Ansagen rechnen. Trump verlangt auch von London eine Erhöhung des Verteidigungsetats, obwohl die Briten bereits 1,8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts fürs Militär ausgeben.

Anfang Juni gelangte ein Brief an den britischen Verteidigungsminister Gavin Williamson an die Öffentlichkeit. Der Absender: James Mattis, Williamsons Ressortkollege in Washington. Mit Frankreich seien die USA „als globale Akteure“ zu dem Schluss gekommen, dass nun erheblich mehr in die Verteidigung investiert werden müsse, hieß es darin. Es sei aber doch „im Interesse unserer beiden Nationen, dass das Vereinigte Königreich US-Partner der Wahl bleibt“.

Eine unverhohlene Drohung. Sollten die Briten künftig nicht mehr Geld ins Militär stecken, so der Subtext, machen die Amerikaner statt ihnen Paris zum ersten Ansprechpartner in Europa.

Trumps Treffen mit Putin

Trumps Alleingänge bereiten die Briten Sorgen. Auch, dass sich der US-Präsident am Montag in Helsinki mit Russlands Präsident Wladimir Putin trifft. Das Verhältnis zwischen London und Moskau ist schwer belastet – zuletzt vor allem durch den Fall des vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal.

Die Furcht: Trump könnte sich von Putin zu Zugeständnissen im amerikanischen Nato-Engagement oder etwa bei der Anerkennung der Krim überreden lassen. May warnte Trump bereits, er dürfte das „bösartige Verhalten“ Russlands nicht ignorieren.

Doch bis es soweit ist, bleibt Trump noch ein wenig in Großbritannien. Am Wochenende entschwindet er nach Schottland, wo ihm etwas ganz besonders wichtig ist: seine Golfplätze.

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