„Ein Gefangener Russlands“ Kreml kritisiert Trump-Attacke gegen Deutschland

Mit seiner Kritik an Deutschland und der Pipeline Nord Stream stößt Donald Trump auch in Russland auf Unverständnis. Kremlsprecher Peskow bezeichnet die Aussagen als „unlauteren Wettbewerb“.

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US-Präsident Trump

Donnerstag, 12.07.2018  
14:19 Uhr

Russland hat die Kritik von US-Präsident Donald Trump an der Ostseepipeline Nord Stream zurückgewiesen. „Wir haben mehrfach gesagt, dass Nord Stream 1 und Nord Stream 2 ausschließlich kommerzielle Projekte sind, die den Interessen der Erdgaslieferanten wie auch der -käufer in Westeuropa dienen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Das deutsch-russische Pipelineprojekt Nord Stream bringt russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland. Der erste Strang ist seit 2011 in Betrieb, ein zweiter soll bis Ende 2019 fertig werden. Manche EU-Staaten kritisieren das Projekt, weil sie eine höhere Abhängigkeit von Russland fürchten.

Die USA wollen ihrerseits Flüssiggas nach Europa verkaufen und stehen daher im Wettbewerb mit russischem Gas, das durch Pipelines billiger geliefert werden kann. Peskow betonte, Russland werte Attacken auf Nord Stream als „unlauteren Wettbewerb“.

Trump hatte zuvor beim Nato-Gipfel in Brüssel kritisiert, mit Nord Stream flössen Milliardenbeträge für Erdgas an Russland, und der Nato-Gegner werde dadurch gestärkt. Deutschland sei ein „Gefangener Russlands“. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dies zurückgewiesen. Experten sagen, dass Deutschland zwar einen großen Teil seiner Energieressourcen in Russland kaufe, dass aber umgekehrt Russland Deutschland und Westeuropa als Absatzmarkt brauche.

Peskow wies auch diese Charakterisierung Deutschlands zurück: „Was die Abhängigkeit Deutschlands als großer Gas-Käufer angeht, können wir mit dieser Ansicht nicht übereinstimmen.“ Die Lieferung von Gas durch Pipelines führe nicht dazu, dass ein Staat von einem anderen abhängig sei, sondern zu einer vollständigen gegenseitigen Abhängigkeit. „Das ist die Garantie für Stabilität und die künftige Entwicklung.“

Trump und der russische Präsident Wladimir Putin treffen sich kommenden Montag in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Peskow sagte, durch die Kritik werde der Gipfel aber nicht komplizierter. Es gebe so viele Differenzen, dass dieses Thema die Gespräche kaum erschweren werde.

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