Handelsstreit mit USA EU-Kommission senkt Wachstumsprognose

Der Zollstreit mit den USA belastet die Wirtschaft der Eurozone. Die EU-Kommission rechnet nun mit geringerem Wachstum als bisher erwartet, die Verbraucherpreise dürften anziehen.

Container im Hamburger Hafen

Donnerstag, 12.07.2018  
12:45 Uhr

Der Handelskonflikt mit den USA verschlechtert nach Einschätzung der EU-Kommission die Wirtschaftsperspektiven in Deutschland und der Eurozone. Die Brüsseler Behörde senkte ihre Wachstumsschätzung für 2018 für die Konjunktur in den 19 Euroländern auf 2,1 (Mai-Prognose: 2,3) Prozent. Im nächsten Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt wie bisher erwartet um 2,0 Prozent zulegen, teilte die Kommission in ihrer Sommerprognose mit.

In Deutschland dürfte es demnach 2018 und 2019 nur noch jeweils um 1,9 Prozent nach oben gehen. Bisher war noch ein Plus von 2,3 und 2,1 Prozent veranschlagt worden.

„Eine weitere Eskalation protektionistischer Maßnahmen ist ein klares Abwärtsrisiko“, sagte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici. „Handelskriege bringen keine Gewinner, nur Verluste.“

Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis nannte das Wachstum im Euroraum zwar solide, allerdings zeige die Prognose, dass ein „ungünstiges externes Umfeld“ das Vertrauen dämpfen und das Wirtschaftswachstum belasten könnte.

Zahlreiche Forschungsinstitute haben Prognose gesenkt

Die EU-Ökonomen gehen in ihrer Schätzung davon aus, dass sich der Zollstreit nicht weiter verschärft. Sollte es jedoch anders kommen, würde dies Handel und Investitionen negativ beeinflussen und den Wohlstand in allen beteiligten Ländern verringern.

Zuletzt hatten bereits zahlreiche Ökonomen und Forschungsinstitute ihre Prognosen gesenkt. Viele Fachleute gehen davon aus, dass der Aufschwung in Deutschland den Höhepunkt bereits hinter sich hat.

Die EU-Kommission rechnet zudem wegen steigender Energiepreise mit einer höheren Inflation als bisher. Für dieses und nächstes Jahr sagt die Behörde nun jeweils ein Anziehen der Verbraucherpreise um 1,7 Prozent voraus. Bisher war für 2018 ein Plus von 1,5 Prozent veranschlagt und für 2019 von 1,6 Prozent. Die Europäische Zentralbank hält mittelfristig Werte von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur.

Gesamtproduktion stärker gestiegen als erwartet

Die Industrieproduktion in der Eurozone ist laut dem Statistikamt Eurostat im Mai stärker gestiegen als erwartet. Die Gesamtproduktion sei um 1,3 Prozent zum Vormonat geklettert. Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg um 1,2 Prozent gerechnet. Im April war die Produktion noch um revidierte 0,8 Prozent (zunächst 0,9 Prozent) gefallen.

Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat legte die Produktion im Mai um 2,4 Prozent zu. Dies war so erwartet worden.

Besonders deutlich stieg die Produktion von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern im Monatsvergleich. Sie erhöhte sich im Mai um jeweils 2,1 Prozent zum Vormonat. Die Produktion der viel beachteten Investitionsgüter stieg um 0,7 Prozent.

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