Russlands Geheimdienste Wachsam bis zum Schluss

Sicherheit über alles: Russlands Geheimdienste stellten einen Verdächtigen, der am Trainingslager der englischen Mannschaft fotografierte. Doch der Mann hatte eine plausible Erklärung parat.

Das WM-Quartier der englischen Nationalmannschaft

Donnerstag, 12.07.2018  
14:06 Uhr

Die russischen Geheimdienste bleiben auch wenige Tage vor dem Ende der WM wachsam wie eh und je. Das bekam kürzlich ein Techniker des staatlichen Telekommunikationskonzerns Rostelekom zu spüren. Er machte unerwartet Bekanntschaft mit Mitarbeitern des Inlandsgeheimdienstes FSB. Die Beamten waren auf den Mann aufmerksam geworden, weil er vom Dach eines Hochhauses in Sichtweite des Trainingscamps der englischen Nationalmannschaft in Repino, einem Vorort von Sankt Petersburg, Fotos gemacht hatte.

Die Männer vom Geheimdienst hatten den Verdacht, dass der Techniker im Auftrag der Kroaten gekommen sei, um den Halbfinalgegner vor dem Spiel auszuspionieren. Er sei lediglich zu planmäßigen Wartungsarbeiten an der Ausrüstung von Rostelekom auf das Dach gestiegen – und habe bei der Gelegenheit nur ein paar Panorama-Aufnahmen machen wollen, verteidigte der Mann sich später.

Eine Version, die den Geheimdienstlern glücklicherweise schlüssig erschien, schließlich ließen sie den Mann laufen. Die Fotos, auf denen das englische Trainingslager zu sehen ist, musste der Techniker allerdings löschen.

Die Mannschaftslager gehören bei der WM in Russland zu den bestbewachten Objekten. Die Briten hatten bereits lange vor der WM darauf bestanden, das eigene Quartier mit einem sechs Meter hohen Zaun von der Außenwelt abzuschotten.

Ein ähnlicher, allerdings nur drei Meter hoher Zaun, schottet das französische Trainingscamp im Moskauer Vorort Istra ab. Vor der WM hatte sich sogar ein Skandal darum entfacht: Kritiker glaubten, der Zaun solle nicht Frankreichs Nationalmannschaft schützen, sondern die angeblich maroden Häuser in der Umgebung vor den Blicken der ausländischen Gäste verbergen.

Auch das Team von Kroatien kam bereits in den Genuss der Fürsorge russischer Geheimdienstler. So hatte der FSB laut einem Berichts des russischen Nachrichtenportals „47news“ den Kroaten nicht gestattet, auf Fahrrädern außerhalb ihres Lagers zu trainieren. Die Beamten hätten die Sicherheit der Mannschaft nicht mehr sicherstellen können, hieß es – und mit einem Polizeiauto den Sportlern nicht über Waldwege und ähnliches folgen können.

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