Erdogans wachsende Kontrolle Türkische Lira fällt auf Rekordtief

Die Aussagen von Erdogan haben die türkische Lira auf ein Rekordtief gedrückt. Grund dafür ist die Sorge der Anleger um die wachsende Kontrolle des türkischen Präsidenten über die Zentralbank.

Pool Presdential Press Service/AP/dpa
Recep Tayyip Erdogan

Donnerstag, 12.07.2018  
13:44 Uhr

Der rasante Abwärtstrend der türkischen Währung geht weiter. In der Nacht zum Donnerstag erreichte der Kurs der Lira Tiefstände im Handel mit dem Dollar und mit dem Euro. Zeitweise mussten für einen Dollar 4,97 Lira und für einen Euro 5,82 Lira gezahlt werden.

Als Gründe für den Wertverfall der türkischen Währung gelten ein starker Anstieg der Inflation sowie die Sorge der Finanzmärkte vor einer wachsenden Kontrolle der Notenbank des Landes durch den Staatspräsidenten. Seit dem frühen Morgen konnte sich der Kurs der Lira wieder ein Stück weit erholen.

Am Vormittag hat der türkische Finanzminister Berat Albayrak einen Versuch unternommen, die Märkte zu beruhigen. In einem von der Nachrichtenagentur Anadolu zitierten Interview bezeichnete der Minister die Spekulationen über ein Ende der Unabhängigkeit der türkischen Notenbank als „unakzeptabel“. Albayrak ist der Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Erdogans Dekret schürt Sorgen der Anleger

Zuletzt verstärkte ein Dekret von Präsident Erdogan die Furcht der Anleger vor einer wachsenden Kontrolle über die Geldpolitik. Es ermächtigt Erdogan, den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Zentralbank alleine zu ernennen. Außerdem wird durch das Dekret die Amtszeit der beiden Spitzennotenbanker des Landes von bisher fünf auf nur noch vier Jahre verkürzt.

Darüber hinaus belastet eine hohe Inflation die türkische Währung. Laut jüngsten Daten betrug die Teuerung im Juni mehr als 15 Prozent. Dies setzt die Notenbank des Landes unter Druck. Die Währungshüter versuchen, mit einem Anstieg der Leitzinsen die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Erdogan ist aber ein Gegner hoher Zinsen, die als klassisches Instrument zur Inflationsbekämpfung gelten.

„Die Stunde der Wahrheit für die Lira“

Die nächste Zinsentscheidung der Notenbank ist am 24. Juli. Nach Einschätzung der Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank ist es „die Stunde der Wahrheit für die Lira“. Sollten sich jüngste Aussagen Erdogans bewahrheiten und die Zinsen in der Türkei in der nächsten Zeit tatsächlich sinken, dann sei der Absturz der Lira, den wir zuletzt gesehen haben, wahrscheinlich nur „ein lächerlicher Abklatsch“ dessen, was ihr künftig drohen könnte.

Erdogan drängt die Zentralbank regelmäßig dazu, die Leitzinsen nicht zu erhöhen. Zuletzt hatte der Präsident sogar die Möglichkeit sinkender Zinsen in den Raum gestellt.

Eine Erhöhung der Zinsen gilt als wichtiges Mittel zur Stabilisierung der Währung, doch Erdogan fürchtet in diesem Fall einen Einbruch des Wirtschaftswachstums.

Am 24. Juni wurde Erdogan für eineweitere Amtszeit als Staatschef wiedergewählt. Durch das neue Präsidialsystem verfügt er über mehr Macht als alle seine Vorgänger der vergangenen Jahrzehnte.

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