Neue Vorgaben Britische Porno-Nutzer müssen ab Juli ihr Alter nachweisen

Als „das erste Land der Welt“ verpflichtet Großbritannien kommerzielle Porno-Websites, sicherzustellen, dass Nutzer volljährig sind. Die Überprüfung lässt sich allerdings umgehen.

Donnerstag, 18.04.2019  
10:16 Uhr

Großbritannien wird laut Regierungsangaben „das erste Land der Welt“, das verpflichtende Altersüberprüfungen für Konsumenten von Online-Pornografie einführt. Ab dem 15. Juli müssen alle kommerziellen Pornoanbieter sicherstellen, dass Besucher ihrer Website, die eine britische IP-Adresse haben, 18 Jahre oder älter sind.

Das entsprechende Gesetz wurde bereits vor drei Jahren als „Digital Economy Bill“ ins Parlament eingebracht. Die Umsetzung hatte sich aber mehrfach verzögert. Porno-Anbieter, die gegen das Gesetz verstoßen, können in Großbritannien gesperrt werden oder den Zugang zu ihren Zahlungssystemen verlieren.

Die zuständige britische Digitalministerin Margot James verteidigte die Maßnahme am Mittwoch: „Es ist derzeit viel zu einfach für Kinder, im Internet auf Erwachseneninhalte zuzugreifen.“ Man habe sich bei der Gesetzgebung aber Zeit gelassen, um „Sorgen um die Privatsphäre und den Schutz von Kindern vor unangemessenen Inhalten auszubalancieren“. Die Altersüberprüfungen sollen demnach nicht als Identitätsnachweis der Porno-Konsumenten dienen.

Ausnahmen für Websites mit wenigen Porno-Inhalten

Durchgeführt werden sollen sie von Drittanbietern, die sich an die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) halten müssen. Nutzer müssen dabei online eine Kreditkarte oder einen Reisepass vorlegen können. Sie können sich aber auch Porno-Zugangspässe an einem Kiosk kaufen. Überprüft wird die Einhaltung des Gesetzes vom British Board of Film Classification (BBFC), einer von der Filmindustrie gegründeten Organisation, die mit der deutschen Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) vergleichbar ist.

Auf Anbieterseite sind alle Websites dazu verpflichtet, die den Zugang zu pornografischen Inhalten verkaufen oder diese kostenlos zeigen, aber Geld mit Werbeanzeigen verdienen. Ausgenommen sind Websites, die zu weniger als einem Drittel aus Pornografie bestehen, sofern sie diese Inhalte nicht bewerben.

Die britische Regierung ist sich bewusst, dass es Wege geben wird, die Altersverifikation zu umgehen. Einer davon ist der Gebrauch von Virtual Private Networks (VPN), die einen Standort beziehungsweise eine IP-Adresse außerhalb Großbritanniens vortäuschen können. Dennoch werde es Kindern zumindest erschwert, auf pornografische Inhalte zu stoßen oder gezielt darauf zuzugreifen, heißt es von der Regierung.

Bereits seit mehreren Jahren werden Neukunden bei der Freischaltung eines Internetzugangs vom Provider gefragt, ob sie auch Zugriff auf pornografische Inhalte haben möchten. Verneinen sie das, wird ein Pornofilter aktiviert, der auf Basis von schwarzen Listen arbeitet. Mehrfach waren Websites zu Unrecht auf diesen Listen gelandet.

Im Video: Pornosüchtig unter 18 – „Es ist wie eine Droge“

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