Immobilienkonzern Vonovia gibt Wohngarantie für Mieter ab 70

Als besonders kundenfreundlich war Vonovia bislang nicht bekannt. Nun verspricht der Immobilienkonzern, dass ältere Mieter sich ihre Wohnungen weiter leisten können. Die Linke will die Altersgruppe auch gesetzlich schützen.

Ina Fassbender
Vonovia-Mieter im nordrhein-westfälischen Witten

Donnerstag, 16.05.2019  
07:24 Uhr

Wegen seiner Profitorientierung stand Deutschlands größter Vermieter Vonovia in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik. Insbesondere hohe und intransparente Nebenkostenabrechnungen erzürnen viele Mieter. Nun hat Vorstandschef Rolf Buch eine Wohngarantie für älter Mieter angekündigt.

„Wir geben Mietern ab 70 die Garantie, dass sie ihre Wohnungen nicht verlassen müssen“, sagte Buch vor der Vonovia-Hauptversammlung in Bochum. Das Unternehmen sichere ihnen zu, „dass ihre Wohnung bei Veränderung der ortsüblichen Vergleichsmiete bezahlbar bleibt“. Mieterorganisationen hatten beklagt, dass viele Rentner sich die steigenden Mieten für ihre Wohnungen kaum noch leisten könnten.

Nach Mieterprotesten war der Dax-Konzern bereits im vergangenen Jahr bei der Wohnungsmodernisierung auf die Bremse getreten. Durch Sanierungen soll es keine Mietaufschläge von mehr als zwei Euro je Quadratmeter geben. Der Durchschnitt der Mieterhöhungen nach Modernisierungen habe bei Vonovia im vergangenen Jahr 1,50 Euro je Quadratmeter betragen, sagte Buch. Dagegen habe beispielsweise in Berlin der allgemeine Durchschnitt modernisierungsbedingter Aufschläge zwischen 2012 und 2017 bei 2,44 Euro gelegen.

Buch wies auch die Kritik an der Höhe und der Ermittlung der Betriebskosten für die Vonovia-Wohnungen zurück. „Unser Kostenanteil an den Betriebskosten ist nicht gestiegen“, sagte er. Es stimme nicht, „dass Vonovia an den Nebenkosten besonders viel Geld verdient“.

Wer steckt hinter Vonovia?

Mieter kritisieren immer wieder zu hohe oder nicht nachvollziehbare Forderungen des Konzerns. Vonovia habe im vergangenen Jahr bei rund 6000 Abrechnungen wegen Fehlern oder aus anderen Gründen Geld erstattet, sagte Buch. „Da wollen wir besser werden, aber man muss es ins Verhältnis zu unseren rund 400.000 Wohnungen setzen.“

Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland hatten Vonovia im Auftaktquartal deutlich mehr Gewinn beschert. Zudem profitierte Vonovia von geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Konzernchef Buch hatte bei der Zahlenvorlage zugesichert, das Unternehmen werde sich an der Suche nach einer Lösung für die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt beteiligen.

Forderungen nach einer Enteignung von Wohnungsunternehmen hatte Vonovia aber zurückgewiesen. In Berlin fordert ein Volksbegehren derzeit die Enteignung großer Vermieter in der Hauptstadt, zu ihnen gehört auch Vonovia.

Linke für Schutz vor Eigenbedarfsklagen

Nach dem Willen der Linken sollen ältere Mieter auch gesetzlich besser geschützt werden. Für über 70-Jährige soll eine Kündigung durch den Eigentümer wegen Eigenbedarfs gesetzlich ausgeschlossen werden. Das geht aus einem Antrag der Linksfraktion im Deutschen Bundestag hervor.

Immer mehr alte Menschen würden wegen Eigenbedarfs aus ihrer Wohnung gekündigt. Das sei unzumutbar, sagt die stellvertretende Fraktionschefin Caren Lay. „Wie der Volksmund schon sagt: Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Um Betroffenen im Falle einer Kündigung einen langfristigen und aufreibenden Klageweg zu ersparen, müsse der Gesetzgeber für Klarheit sorgen, heißt es zur weiteren Begründung in dem Antrag.

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