Deutscher Wald Dürre und Schädlinge richten Milliardenschäden an

Die Wälder in Deutschland befinden sich in einem alarmierenden Zustand. Stürme und Trockenheit und vor allem Schädlinge setzen den Bäumen immer stärker zu – die Schäden gehen in die Milliarden.

Boris Roessler/dpa
Wald in Hessen: Eine Absperrung begrenzt ein Areal, in dem abgestorbene oder kranke Bäume gefällt werden müssen

Samstag, 20.07.2019  
09:17 Uhr

Die Waldbesitzer fürchten wegen Borkenkäfer-Plage und Dürre Milliardenkosten. Der Dachverband der Waldeigentümer geht davon aus, dass 2018 und 2019 insgesamt 70 Millionen Festmeter sogenannten Schadholzes anfallen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Käferholz und bei Stürmen umgeknickte Bäume. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter. Allein der Abtransport könnte nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) 2,1 Milliarden Euro kosten.

„Es handelt sich um eine Jahrhundertkatastrophe für die Wälder in Deutschland“, sagt AGDW-Sprecherin Larissa Schulz-Trieglaff. Die Arbeitsgemeinschaft ist der Dachverband der kommunalen und privaten Waldbesitzer in Deutschland.

Stürme und Borkenkäfer haben bundesweit mutmaßlich etwa 110.000 Hektar Wald zerstört. Die Waldeigentümer schätzen, dass für die Wiederaufforstung etwa 300 Millionen Bäume nachgepflanzt werden müssten, die Kosten beliefen sich laut AGDW auf weitere 640 Millionen Euro. Sowohl der Bund als auch einzelne Bundesländer wie Thüringen böten finanzielle Hilfen, die aber nicht die Kosten deckten.

Forstwissenschaftler und -fachleute sind tief beunruhigt. „Wir haben bei fast allen Baumarten täglich Hiobsbotschaften über Vitalitätsminderung und Schäden“, sagt Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Insekten und Pilze reagierten sehr schnell und feinfühlig auf die Klimaveränderungen. In manchen Regionen hätten sich Raupen von Schwammspinnern und Eichenprozessionsspinnern explosionsartig vermehrt und würden Eichen und andere Laubbäume kahlfressen.

Bäume müssten schnell raus aus dem Wald

In Bayern seien die beiden Arten zwar schon lange bekannt, „aber sie hatten bis vor circa dreißig Jahren keine forstliche Bedeutung“, berichtet Schmidt. „Nun haben sich diese Arten so schnell ausgebreitet, wie es noch vor 15 Jahren niemand erwartet hätte.“

Auch die massenhafte Vermehrung der Fichtenborkenkäfer in Mitteleuropa steht nach Überzeugung vieler Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Normalerweise kann die Fichte die Käfer durch Harzbildung abwehren. Aber wenn es zu trocken wird, hat sie kein Wasser und damit kein Harz mehr. Dann kann es innerhalb weniger Wochen zum Absterben der Bäume kommen“, sagt Schmidt.

Für die Waldbesitzer – ob Kommunen, Bundesländer oder Privatleute – bedeuten die Folgen des Klimawandels neben hohen Ausgaben und schrumpfenden Einnahmen immensen Arbeitsaufwand. So müssten Fichten, die von Borkenkäfern befallen sind, eigentlich schnell aus dem Wald entfernt werden, weil die Insekten sich in rasender Geschwindigkeit auf Nachbarbäume ausbreiten.

Doch das ist in diesem Jahr nahezu unmöglich, weil so viele Bäume befallen sind: „Die Kapazitäten für den Transport sind nicht vorhanden“, sagt Philipp Bahnmüller, Sprecher der Bayerischen Staatsforsten, des mit 800.000 Hektar größten deutschen Forstbetriebs.

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