Problematisches Klimagas Fracking-Boom lässt Methan-Emissionen steigen

Fracking steht wegen seiner Folgen für die Umwelt schon lange in der Kritik. Eine Studie macht die Technik zur Erdgasförderung nun auch für den Anstieg des Treibhausgases Methan verantwortlich.

Robert Ingelhart/ Getty Images
Fracking-Bohrloch: Flüssigkeit wird unter hohem Druck ins Gestein gepresst

Mittwoch, 14.08.2019  
19:26 Uhr

Das Treibhausgas Methan war lange eine unterschätzte Gefahr für das globale Klima. Wie genau das farb- und geruchlose Gas in die Atmosphäre gelangt, darüber diskutieren Experten schon lange. Als eine Quelle für die Emissionen ist etwa die Viehwirtschaft bekannt – dort entsteht Methan, wenn Kühe verdauen. Auch in der Kohleförderung wird es freigesetzt.

Dass die Fracking-Technik, mit der Erdgas gefördert wird, an Methan-Emissionen beteiligt ist, ist auch bekannt. Doch wer ist der Hauptverursacher und welche Quelle hat welchen Anteil?

Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift „Biogeosciences“ weist nun auf genau diese Fracking-Technik, mit der die Gewinnung von Schiefergas vorangetrieben wird. Dabei könnte mehr Methan freigesetzt werden, als bisher angenommen.

Mit der boomenden Methode fördern vor allem die USA, aber auch Kanada in großem Stil früher unzugängliche Erdgasvorkommen. Das funktioniert so: Gashaltiges Schiefergestein wird angebohrt, dann werden Flüssigkeiten unter hohem Druck ins Gestein gepresst. So wird dort ein Netzwerk von Brüchen und Rissen erzeugt, durch die das Gas über das Bohrloch zutage dringt. Seit 2005 stieg in Nordamerika durch Fracking die Förderung von 31 auf 435 Milliarden Kubikmeter.

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Methan ist die Hauptkomponente des Erdgases, in der Luft kommt es lediglich in Spuren vor. Seit 2007 steigt der Methangehalt in der Atmosphäre jedoch. Damals waren es 5,7 parts per billion (ppb) mehr pro Jahr, ab 2014 waren es sogar durchschnittlich 9,7 ppb. Etwa im selben Zeitraum änderte sich auch die Förderung von Erdgas. Knapp zwei Drittel der zusätzlichen Gasförderung in der vergangenen Dekade geht auf Fracking zurück, erklärt Studienautor Robert Howarth von der Cornell University im US-Bundesstaat New York.

Während sich in der Luft immer mehr Moleküle des Methans ansammelten, haben sich diese gleichzeitig verändert. Zwar bestehen alle Methanmoleküle aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Auffällig ist jedoch: Der Anteil des schweren Kohlenstoff-Isotops C-13, der im Luft-Methan vorkommt, hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert, das leichtere Isotop C-12 kommt hingegen immer häufiger vor.

Howarth sieht im C-12-Anstieg einen Fingerabdruck des Frackings. Mehrere aktuelle Studien haben ihm zufolge ergeben, dass auch Schiefergas vermehrt leichteres C-12 enthalte – anders als das vergleichsweise schwere konventionelle Erdgas. Dieses müsse nämlich über lange geologische Zeiträume durch das Tiefengestein wandern, um sich zu sammeln. In dieser Zeit reagiere es chemisch mit dem Gestein oder mit Mikroben, was den Kohlenstoff-13-Gehalt begünstige, so Howarth. Schiefergas hingegen werde beim Fracking schnell aus dem Gestein getrieben, es habe solche Veränderungen nicht erfahren.

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„Die jüngste Zunahme von Methan ist massiv“, warnt Howarth. „Es hat einen Teil der Zunahme der globalen Erwärmung bewirkt: Schiefergas spielt eine wichtige Rolle.“ Die Reduzierung des Methanaustoßes sei eine sofortige Möglichkeit, die globale Erwärmung zu verlangsamen.

Hinrich Schaefer vom National Institute of Water and Atmospheric Research in Wellington begrüßt die neue Untersuchung: „Das eigentliche Argument und die Berechnungen darin sind überzeugend.“ Der Klimaforscher gibt allerdings zu bedenken, dass der Studie zufolge ein Drittel aller zusätzlichen Emissionen aus Nordamerika stammen würden. „Das müsste sich in dieser Region in erhöhten Methan-Konzentrationen niederschlagen. Die neuesten Satellitendaten erlauben aber höchstens einen Emissionsanstieg von zehn Prozent.“ Weitere Forschung ist also dringend geboten.

Jedes Methanmolekül erwärmt die Luft vielfach stärker als es das Kohlendioxid vermag; je nach dem veranschlagten Zeithorizont zwischen 34- und 86-fach.

In Deutschland gilt seit 2016 ein weitgehendes Verbot der Technik. Der Grund dafür war hauptsächlich die Sorge um das Grundwasser in den Fördergebieten. Als Ausnahme sind nur einige wissenschaftliche Tests erlaubt. Eine Expertenkommission soll dem Bundestag über die dabei gewonnenen Erkenntnisse berichten. Bis Ende 2021 wird dann entschieden, ob das Fracking-Verbot gelockert werden soll – so der momentane Plan.

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