Kriselnder Industriekonzern Thyssenkrupp muss Dax verlassen

Nach 31 Jahren steigt Thyssenkrupp aus dem Dax ab, der Konzern zählt damit nicht mehr zu den 30 wertvollsten Börsenunternehmen Deutschlands. Ersetzt wird er in dem Leitindex durch den Triebwerksbauer MTU.

Mittwoch, 04.09.2019  
23:35 Uhr

Der Essener Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp muss wegen seines drastisch gesunkenen Aktienkurses den Dax verlassen. Das teilte die Deutsche Börse am Mittwochabend in Frankfurt mit. Ersetzt wird der Konzern in dem Leitindex durch den Triebwerksbauer MTU. Thyssenkrupp zählt damit nicht mehr zu den 30 wertvollsten Börsenunternehmen in Deutschland.

Das Ausscheiden aus der Topliga der Börsenwerte wird zum 23. September wirksam – für den mehr als 200 Jahre alten Industrieriesen ist das ein großer Prestigeverlust. „Dass uns der Abstieg aus dem Dax enttäuscht, steht außer Frage“, sagte Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff. „Als Gründungsmitglied wären wir dem Leitindex gern erhalten geblieben.“ Man müsse aber auch ehrlich sein: „Unsere Performance war zu schwach, daher ist der Gang in den MDax die logische Konsequenz.“

Thyssenkrupp steckt seit Langem in der Krise. Die Finanzdecke ist dünn – auch eine Folge von milliardenschweren Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA. Die als Befreiungsschlag geplante Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata wurde von der EU untersagt. Kerkhoff sagte daraufhin auch die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen ab.

Weltweit hat der gesamte Konzern rund 160.000 Mitarbeiter. Für die Beschäftigten hat der Dax-Abstieg keine direkten Folgen. Sie sind aber von dem Konzernumbau betroffen, bei dem 6000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, davon 4000 in Deutschland.

Mehr auf SPIEGEL+

Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden (ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann. Im MDax , der zweiten Börsenliga mit 60 Mitgliedern, gibt es nach Einschätzung von Experten aber auch Chancen zur Erholung. Dort dürften die Essener „ein sehr sichtbarer und dominanter Wert werden“, sagte beispielsweise Dirk Schiereck, Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt.

In seiner ersten Reaktion auf den Dax-Abstieg sagte Kerkhoff: „Wichtig ist, dass wir den Konzern jetzt neu und profitabler aufstellen, um so das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Darauf liegt unser Fokus, daran arbeiten wir mit aller Kraft.“

Quelle