Kurs Lampedusa Flüchtlinge auf der „Ocean Viking“ dürfen in Italien an Land

Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ darf Lampedusa anlaufen. Am Tag zuvor hatte Innenminister Seehofer angekündigt, Deutschland werde Italien künftig ein Viertel der Flüchtlinge abnehmen.

Rettungsschiff „Ocean Viking“ (Archivbild aus dem Juli)

Samstag, 14.09.2019  
09:33 Uhr

Die mehr als 80 Migranten auf dem Rettungsschiff „Ocean Viking“ im Mittelmeer dürfen nach Medienberichten in Italien an Land. Die italienische Regierung habe dem Schiff den Hafen der Insel Lampedusa zugewiesen, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Unklar sei noch, ob das von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée betriebene Schiff direkt dort einlaufen solle oder Boote der Küstenwache die Menschen an Land bringen würden.

Die „Ocean Viking“ hatte am vergangenen Sonntag zunächst 50 Menschen gerettet. Danach übernahm sie weitere 34 Bootsflüchtlinge von der Segeljacht „Josefa“, die die Organisation Resqship zuvor aus Seenot gerettet hatte. Nur zwei Menschen, eine hochschwangere Frau und ihr Mann, durften bisher von Bord und wurden nach Malta gebracht.

Renata Brito/AP/dpa
Ein Rettungsteam bringt 34 Flüchtlinge von der Segeljacht „Josefa“ auf die „Ocean Viking“

Die Erlaubnis, Lampedusa anzulaufen, folgt einer Ankündigung aus Deutschland, künftig jeden vierten Flüchtling aufzunehmen, der über das Mittelmeer in Italien ankommt. „Das wird unsere Migrationspolitik nicht überfordern“, hatte Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Freitag der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt: „Ich habe immer gesagt, unsere Migrationspolitik ist auch human. Wir werden niemanden ertrinken lassen.“

Die Bundesregierung habe auch bisher schon etwa ein Viertel der Geretteten aus Italien übernommen. An diesem Schlüssel ändere sich nichts, sagte Seehofer. Es sei aber höchste Zeit, sich von dem „quälenden Prozedere“ zu verabschieden, bei dem in den vergangenen Jahren bei jedem einlaufenden Rettungsschiff Flüchtlinge einzeln über Europa verteilt werden mussten. In den vergangenen zwölf Monaten kamen laut Bundesinnenministerium 561 Bootsflüchtlinge über Italien nach Deutschland.

Fortschritte bei Suche nach europäischer Lösung

Auf der Suche nach einer Lösung, wie Bootsflüchtlinge innerhalb der EU verteilt werden sollen, könnte es bald Fortschritte geben. Am 23. September hat Malta Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Italiens, des EU-Ratsvorsitzenden Finnland sowie der EU-Kommission in die maltesische Stadt Vittoriosa eingeladen, um eine vorläufige Quotenregelung zu finden. Im Oktober soll der Vorschlag dem Europäischen Rat vorgelegt werden. „Die Erwartung ist, dass weitere Staaten sich anschließen“, sagte Seehofer.

Italien und Malta hatten zuletzt immer wieder Schiffen mit geretteten Migranten an Bord die Einfahrt in ihre Häfen untersagt. Die Menschen mussten daraufhin oft für mehrere Wochen auf den Schiffen ausharren.

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