Brände in Raffinerien Saudi-arabische Ölproduktion nach Drohnenangriffen eingebrochen

Um mehr als die Hälfte soll die saudi-arabische Ölproduktion nach schweren Drohnenangriffen eingebrochen sein. Umstritten ist, wer für die Attacken verantwortlich ist.

Planet Labs Inc/AP
Schwarzer Rauch über der Raffinerie in Bakiak

Sonntag, 15.09.2019  
08:32 Uhr

In Saudi-Arabien haben die Drohnenangriffe auf die größte Ölraffinerie des Landes nach offiziellen Angaben zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge geführt. Die Ölproduktion sei infolge der „terroristischen Attacken“ auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens zurückgegangen, berichtete die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA unter Berufung auf Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman bin Abdulasis.

Dabei handele es sich aber nur um einen vorübergehenden Effekt, der zudem durch die Einspeisung vorhandener Ölreserven in den Markt teilweise kompensiert werde. Der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco bezifferte den angriffsbedingten Mengenverlust auf 5,7 Millionen Barrel Öl pro Tag.

Das Energieministerium der Vereinigten Staaten kündigte an, man stünde bereit, „Ressourcen aus den strategischen Erdölreserven einzusetzen, wenn das nötig ist, um Störungen der Ölmärkte auszugleichen“. Die strategischen Ölreserven der USA umfassen 630 Millionen Barrel.

Die Attacken von Samstag verschärfen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran. US-Außenminister Mike Pompeo machte den Iran direkt verantwortlich, obwohl sich zuvor Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen zu den Angriffen bekannt hatten.

Pompeo schrieb am Samstag auf Twitter: „Inmitten der Rufe nach Deeskalation hat der Iran jetzt einen beispiellosen Angriff auf die Welt-Energieversorgung verübt. Es gibt keinen Beweis, dass die Angriffe vom Jemen kamen.“

Dagegen hatten die Huthis mitgeteilt, der Angriff mit zehn Drohnen sei von ihnen ausgegangen. Es sei der bislang größte in Saudi-Arabien gewesen – und eine „legitime Antwort“ auf die anhaltende Militärkampagne Saudi-Arabiens im Jemen. „Wir versprechen dem saudischen Regime, dass unsere nächste Operation größer und schmerzhafter sein wird“, sagte ein Militärsprecher der Rebellen.

Rauchschwaden breiteten sich 150 Kilometer übers Land aus

Saudi-Arabien führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle. In den vergangenen Monaten hatten die Huthis mehrmals Ölpipelines und Flughäfen in Saudi-Arabien mit Drohnen attackiert.

Pompeo forderte alle Nationen auf, die iranischen Angriffe „öffentlich und eindeutig“ zu verurteilen. Die USA würden sicherstellen, dass der Iran für seine Aggression zur Rechenschaft gezogen werde. Das Weiße Haus teilte mit, US-Präsident Donald Trump habe dem saudischen Kronprinzen Mohammad Bin Salman in einem Telefonat „seine Unterstützung für Saudi-Arabiens Selbstverteidigung“ angeboten. Die US-Regierung werde darauf hinwirken, dass die globalen Ölmärkte ausreichend beliefert würden und stabil blieben.

Die Drohnenattacken hatten zwei Raffinerie-Komplexe in Bakiak und Churais in Brand gesetzt. Die Flammen stiegen weithin sichtbar in den Nachthimmel und verursachten dichte Rauchschwaden, die sich bis zu 150 Kilometer über Saudi-Arabien ausbreiteten. Inzwischen seien die Brände unter Kontrolle, teilte die Regierung in der Nacht zum Sonntag mit. Verletzte unter den Arbeitern der Raffinerie habe es nach bisherigen Erkenntnissen nicht gegeben.

Der Uno-Sondergesandte für den Konflikt im Jemen, Martin Griffiths, äußerte sich „extrem besorgt“ über die Entwicklungen. Solche Zwischenfälle stellten eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der regionalen Sicherheit dar und würden den von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Vermittlungsprozess gefährden.

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