Nach der Finanzkrise Athen will Schulden früher begleichen

Die griechischen Staatsfinanzen erholen sich, Finanzminister Staikouras will dem Internationalen Währungsfonds sein Geld früher zurückzahlen. Auch der deutsche Bundestag muss zustimmen.

Louisa GOULIAMAKI / AFP
Christos Staikouras, Griechenlands Finanzminister in der Regierung von Kyriakos Mitsotakis

Montag, 16.09.2019  
16:55 Uhr

Athen will einen Teil seiner Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) frühzeitig tilgen. Der griechische Finanzminister Christos Staikouras unterzeichnete am Montag einen entsprechenden Antrag an den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und die Eurogruppe. „Unser Land gewinnt damit an Glaubwürdigkeit und Selbstvertrauen“, erklärte Staikouras.

Das Verfahren könnte mehrere Wochen dauern, weil auch die Parlamente einiger Euroländer – darunter der Bundestag – die Aktion genehmigen müssen, hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen.

Es gehe dabei um IWF-Kredite in Höhe von 2,9 Milliarden Euro. Die Rendite dafür liegt bei 4,91 Prozent. Mit der frühzeitigen Tilgung hofft Athen rund 70 Millionen Euro Zinskosten zu sparen, teilte Staikouras weiter mit.

Die Schulden Griechenlands ohne die geplante frühzeitige Tilgung beim IWF betragen nach Angaben des Finanzministeriums 8,8 Milliarden Euro. Der IWF hatte sich am griechischen Rettungsprogramm seit 2010 mit knapp 32 Milliarden Euro beteiligt. Den größten Teil haben die Griechen bereits zurückgezahlt.

Griechenlands letztes Spar- und Reformprogramm endete im August 2018. Athen steht seitdem zunehmend wieder auf eigenen Beinen und kann sich selbst Geld am Kapitalmarkt leihen. Die Renditen für zehnjährige griechische Staatsanleihen liegen zurzeit bei 1,5 Prozent. Auf dem Höhepunkt der schweren Finanzkrise im Jahr 2012 lagen diese Renditen bei mehr als 35 Prozent. Die Höhe der Rendite spiegelt nicht nur das Ausfallrisiko der Anleihen. Sie belastet auch die Finanzierungskosten eines Staates, der dann umso mehr Geld für den Schuldendienst verwenden muss.

Quelle