Brief an Scheuer Lutz sieht Fortschritte bei der Bahn

Die Deutsche Bahn leidet unter vielen Problemen. In einem Brief an Verkehrsminister Scheuer stellt Bahnchef Lutz die Fortschritte heraus. Die langfristigen Ziele liegen demnach allerdings noch in weiter Ferne.

Christoph Soeder/DPA
Bahnchef Lutz sieht das Unternehmen auf einem guten Weg

Mittwoch, 13.11.2019  
19:06 Uhr

Bahnchef Richard Lutz sieht die Deutsche Bahn bei den angestrebten Verbesserungen auf einem guten Weg. Das schreibt Lutz in einem Brief an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der dem SPIEGEL vorliegt. Gleichzeitig schränkt er ein, das Unternehmen habe bei langfristigen Zielen noch eine „weite Reise“ vor sich.

Die Züge seien pünktlicher geworden, außerdem werde die Bahn 2019 mehr Personal einstellen als geplant, heißt es in dem Brief. Der Fahrplan soll ausgeweitet werden. Auf wichtigen Strecken sollen mehr Züge verkehren. Um die Ziele zu erreichen, will der bundeseigene Konzern 2020 bis 2023 geringere Gewinne in Kauf nehmen. Ein Problemfall bleibt dem Brief zufolge die Gütersparte.

Scheuer sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Antwort des Bahn-Chefs habe alle in den vergangenen Monaten innerhalb der Koalition diskutierten Themenfelder aufgegriffen. „Ein ‚Weiter so‘ dürfe und werde es nicht geben“, habe Lutz selbst in seinem Brief versichert. „Auf dieser Basis führen wir vertiefte Gespräche, um strukturelle Veränderungen zu erreichen. Unser Ziel ist, dass die Bahn zukunftsfähig bleibt.“

Lutz sieht Fortschritte und Verbesserungen

Der Minister hatte Lutz im Oktober in einem Brief zu weitreichenden Veränderungen bei der Bahn aufgefordert. Der Konzern müsse seine Probleme schneller und effizienter lösen. Lutz solle bis zu diesem Donnerstag Maßnahmen unter anderem gegen Zugverspätungen und -ausfälle sowie Personalmangel vorweisen.

Am Donnerstag tagt der Haushaltsausschuss des Bundestags zum Etat 2020 und entscheidet auch über zusätzliche Milliarden des Bundes zur Sanierung des zum Teil maroden Schienennetzes. Zu einer Sondersitzung des Verkehrsausschusses am Freitag wird auch Scheuer erwartet.

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In dem Antwortbrief schreibt Lutz, der Konzern habe mit einer „Agenda für eine bessere Bahn“ sowie einer neuen Strategie „Starke Schiene“ Konzepte vorgelegt und Umsetzungen auf den Weg gebracht. Es seien in fast allen Bereichen Fortschritte erzielt und Verbesserungen erreicht worden. Scheuer und Lutz hatten sich über die Probleme in mehreren Krisentreffen ausgetauscht.

Massive Investitionen nötig

Um die dringend notwendige Verkehrsverlagerung zu erreichen, müsse massiv in die Schiene investiert werden, schrieb Lutz. Dies gelte sowohl für Infrastruktur als auch für Werkstätten und Personal.

Von geplanten 22.000 Einstellungen in diesem Jahr seien aktuell bereits mehr als 20.000 neue Mitarbeiter rekrutiert. Bis Jahresende erwarte die Bahn 24.000 Einstellungen.

Außerdem sollten Werke ausgebaut werden, in Süddeutschland solle ein neues ICE-Werk errichtet werden. Die Fahrzeugflotte solle modernisiert werden. Die Bahn hatte bereits Milliardeninvestitionen in neue Züge bekanntgegeben. Bis Ende 2024 sollten 137 Züge der Baureihe ICE 4 beschafft werden.

Pünktlichkeit über Vorjahr

Der Fahrplan solle im kommenden Jahr deutlich ausgeweitet werden. Störanfälligkeiten von Fahrzeugen und Netz sollten verringert, das Erscheinungsbild der Bahnhöfe und der Komfort verbessert werden.

Die richtige Information über Gleiswechsel und Wagenreihung habe sich durch eine „Prozessoptimierung“ gerade beim ICE deutlich verbessert – gerade eine andere Wagenreihung sorgt für Ärger bei Bahnkunden.

Zur Pünktlichkeit heißt es im Schreiben, die Werte im Fern-, Nah- und Güterverkehr lägen per September über den Werten des Vorjahres. Die Maßnahmen der Bahn wirkten.

Gütersparte soll stabilisiert werden

Lutz schrieb zudem, die Bahn werde trotz des derzeit „schwierigen Marktumfelds“ für einen Verkauf der Auslandsverkehrstochter Arriva die vorgeschriebene Obergrenze der Nettofinanzschulden von 25,4 Milliarden Euro einhalten. Die Bahn hatte vor kurzem den geplanten milliardenschweren Arriva-Verkauf vorerst gestoppt.

Zur kriselnden Gütersparte schrieb Lutz, die Bahn wolle DB Cargo „stabilisieren“ und auf mehr Verkehr ausrichten. So seien mehr Mitarbeiter, eine bessere Qualität und Investitionen geplant. „Zur Wahrheit“ gehöre allerdings, dass bei DB Cargo eine weitere Ergebnisverschlechterung abzusehen sei.

Mit Blick auf die komplexe Struktur der Bahn schrieb Lutz, der Vorstand sehe den „primären Hebel für eine schlanke und schlagkräftige Organisation“ weniger in einer weiteren Straffung der Beteiligungsstruktur – als vielmehr in einer „kundenorientierten Ausrichtung“ von Prozessen und Strukturen.

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