Sternschnuppen Ursprung der Geminiden erstmals fotografiert

Dieses Wochenende ist wieder Sternschnuppenzeit: Die Geminiden sind am Himmel zu sehen, wenn die Witterung mitmacht. Astronomen haben erstmals die Asteroidenspur fotografiert, die für das Phänomen verantwortlich ist.

Alan Dyer/ UIG/ imago images
Geminiden im Jahr 2017: Grund für das Phänomen ist ein Staubring, der nun erstmals fotografiert wurde

Samstag, 14.12.2019  
13:27 Uhr

Unsere Sonne birgt noch immer viele Geheimnisse. Um möglichst viele von ihnen zu entschlüsseln, hat die US-Weltraumbehörde Nasa die Sonde „Parker Solar Probe“ zu unserem Zentralgestirn geschickt.

Die Sonde ist so nah an die Sonne herangeflogen, wie noch kein anderes von Menschen gemachtes Objekt. Bisher hat sie sich bis auf 24 Millionen Kilometer genähert. Der Abstand soll bei den weiteren Umkreisungen sogar noch sinken.

Erste Ergebnisse der „Parker Solar Probe“ liegen seit Kurzem vor. Auf dem Jahrestreffen der American Geophysical Union (AGU) präsentierten Forscher in dieser Woche einen weiteren, bisher noch unbekannten Fund: Mit dem „WISPR“-Messinstrument der Sonde ist es gelungen, die Staubspur des Asteroiden Phaethon zu fotografieren. Die Ergebnisse werden gerade für eine Veröffentlichung im Fachmagazin „Astrophysical Journal“ vorbereitet. „Wir haben das absolut nicht erwartet. Wir haben nach solchen Staubspuren gar nicht gesucht“, sagt Karl Battams vom U.S. Naval Research Lab in Washington.

Ein Foto von der Staubspur eines Asteroiden, das wäre normalerweise nur eine Nachricht für Astrofeinschmecker. Doch der Staub ist wohl für die jährlich wiederkehrenden Sternschnuppen der Geminiden verantwortlich, nach denen am Wochenende wieder viele Menschen Ausschau halten werden.

Bahn erinnert an einen Kometen

Neben den Perseiden im Juli und August und den Leoniden im November bieten die Geminiden im Dezember einen Höhepunkt am Nachthimmel. Für einen Beobachter auf der Erde scheint es so, als würden dann leuchtende Spuren am Himmel aus dem Sternbild Zwillinge – lateinisch Gemini – schießen.

Doch das sieht eben nur so aus. Tatsächlich treten die Sternschnuppen der Geminiden auf, wenn die Erde auf ihrer Bahn die Spur von Phaeton kreuzt und kleine Gesteinsstücke in unserer Atmosphäre verglühen. Direkt beobachtet hat die Spur aber noch niemand.

Phaeton hat einen Durchmesser von sechs Kilometern. Er umkreist die Sonne auf einer stark elliptischen Bahn, die an einen Kometen erinnert. Phaeton kommt auf seiner Bahn der Sonne jedenfalls näher als beinahe alle anderen Asteroiden. Daran erinnert auch sein Name: Phaethon war in der griechischen Mythologie der Sohn des Sonnengottes Helios.

Bei seiner Annäherung an die Sonne wird der Himmelskörper stark aufgeheizt, auf bis zu 700 Grad. Forscher vermuten, dass er durch die thermische Belastung einst auseinandergebrochen sein könnte. Das Material kreist seitdem jedenfalls in einem Ring um die Sonne.

Battams und seine Kollegen haben einen Teil des Rings nun beobachtet. Der Abschnitt ist etwa 20 Millionen Kilometer lang und 100.000 Kilometer breit. In der Nähe der Sonne werden Staub und Steinbrocken auf ihrem Weg beschleunigt und im Ring enger zusammengepresst. Nur deswegen konnte „WISPR“ das Phänomen überhaupt sehen. Dabei ist das Messgerät eigentlich dafür gedacht, detaillierte Bilder der Sonnenkorona und des Sonnenwindes zu machen.

Eine Milliarde Tonnen Gesteinsmaterial

Battams sagt, das „Hubble“-Teleskop habe bereits erfolglos versucht, Phaetons Spur zu fotografieren. Dass das nicht gelungen sei, liege am geringen Abstand der Spur zur Sonne. An diese Stelle könne „Hubble“ nicht schauen. Mit der „Parker Solar Probe“ habe man nun durch Zufall Erfolg gehabt. Der Abschnitt der Spur ist auf einem von der Nasa veröffentlichten Bild zwar nur als schwacher Schatten sichtbar, enthält aber den Angaben zufolge eine Milliarde Tonnen Gesteinsmaterial.

Die Nachricht über die Beobachtung kommt zu passender Zeit: Der Höhepunkt der diesjährigen Geminiden fällt auf die Nächte am Wochenende. Die Vereinigung der Sternenfreunde in Deutschland hat dafür einige Tipps zusammengestellt:

Ausschau halten kann man schon bald nach Einbruch der Dunkelheit. Ein freier Blick nach Osten ist von Vorteil.
Das Sternbild der Zwillinge ist am Himmel ungefähr dort zu finden, wo in diesen Tagen auch der Mond steht.
Theoretisch sollten bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde am Himmel auftauchen. Allerdings sorgt das helle Licht des Mondes dafür, dass viele von ihnen in der Praxis nicht zu sehen sein werden. Das dürfte dazu führen, dass etwa alle drei Minuten eine Sternschnuppe bewundert werden kann.
Wird auch Forscher Battam am Wochenende in den Himmel schauen? Er habe die Geminiden natürlich früher auch schon bewundert, sagt er im Gespräch. „Aber dieses Jahr glaube ich irgendwie, dass ich nochmal raus muss, um mir das anzuschauen.“

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