Bei Sanktionen gegen die Türkei Erdogan droht USA mit Schließung von Militärstützpunkten

Die Spannungen zwischen den USA und der Türkei nehmen zu. Der türkische Präsident Erdogan erwägt im Fall von Strafmaßnahmen offenbar auch die Schließung von US-Stützpunkten.

Luftwaffenbasis Incirlik: Künftig kein Zugang mehr für die USA? (Archivfoto)

Sonntag, 15.12.2019  
22:32 Uhr

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält angesichts möglicher US-Sanktionen auch eine Schließung von zwei amerikanischen Militärposten für möglich. „Wenn erforderlich“ könne man die von den USA genutzte Luftwaffenbasis Incirlik und die US-Radarstation Kürecik schließen, sagte Erdogan in einem Interview mit dem Sender A Haber.

Insbesondere wenn „Maßnahmen wie Sanktionen“ gegen die Türkei in Kraft treten sollten, werde man die entsprechende Antwort geben, sagte Erdogan. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor bereits angedeutet, dass die Türkei im Fall von Sanktionen den USA den Zugang zu den Stützpunkten verwehren könnte.

US-Senatoren fordern Strafmaßnahmen gegen die Türkei, weil das Land im Sommer das russische Raketenabwehrsystem S-400 gekauft hatte. Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte.

Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Wegen des Deals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35-Programm ausgeschlossen. Sanktionen blieben bislang jedoch aus.

Erdogan erzürnt über Anerkennung des Völkermords an Armeniern

Das Verhältnis zwischen den Nato-Partnern ist auch angespannt, weil nach dem Repräsentantenhaus auch der US-Senat die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anerkannt hat. Eine entsprechende Resolution war am Donnerstag verabschiedet worden. Erdogan sagte bei dem Interview, es handele sich um eine politische Entscheidung, die inakzeptabel sei.

Zudem kündigte Erdogan weitere Unterstützung der libyschen Regierung um Premierminister Fayez al-Sarraj an. Erdogan hatte al-Sarraj bereits Ende November empfangen und dabei ein umstrittenes Abkommen zu Seegrenzen im Mittelmeer sowie einen Deal zur militärischen Zusammenarbeit unterschrieben.

In Libyen kämpft der mächtige General Chalifa mit seiner Libyschen Nationalarmee (LNA) gegen die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung al-Sarraj. Die LNA beherrscht weite Teile im Osten und Süden des Landes war nach Angaben der Uno zuletzt mit Hilfe Russlands immer weiter in Richtung der Hauptstadt Tripolis vorgerückt.

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