Gold für Gustav: Johannes Bö jubelt bei WM-Gold für seinen Sohn – DER SPIEGEL – Sport

Das Wiegenlied ist ganz schön laut ausgefallen. Als Johannes Thignes Bö die Ziellinie überquerte und mit den Armen andeutete, wie er sein Kind schaukelte, war der Lärm in der Arena von Antholz ohrenbetäubend. Der Gruß dürfte Söhnchen Gustav und die Familie daheim dennoch gefreut haben. Am letzten Tag der Biathlon-WM war nun auch dem Papa endlich Gold gelungen in der letzten Einzeldisziplin, dem Massenstart. Bö blieb als Einziger der 30 Starter fehlerfrei und gewann mit 42 Sekunden Vorsprung.

Silber sicherte sich Quentin Fillon Maillet (3 Strafrunden) vor seinem französischen Landsmann Emilien Jacquelin (2). Insgesamt schafften es vier Norweger und drei Franzosen unter die besten zehn – einmal wieder zeigte sich die Dominanz der beiden Nationen bei den Weltmeisterschaften, die sich auch schon über den ganzen Winter im Weltcup angedeutet hatte.Auch Bö hatte daran in Antholz erheblichen Anteil. Vor dem Massenstart-Gold hatte der 26-Jährige schon Silber in Verfolgung und Einzel gewonnen, dazu Silber mit der Staffel und Gold jeweils in Mixed-Staffel und Single-Mixed. Sechs Medaillen aus sieben Rennen – besser war nur seine Teamkollegin Marte Olsbu Roiseland, die tatsächlich bei jedem Start etwas gewonnen hatte, als erste Biathletin der Geschichte. Norwegen hat natürlich damit im Medaillenspiegel Platz eins belegt.

Dass Bö auf das Gold allein bis zum letzten Moment warten musste, schien ihn all die Tage nicht gestört zu haben. Er sei heute ruhiger als früher, sagte er während der WM. Statt enttäuscht zu sein, versuche er nur noch Spaß zu haben. Dass zwischenzeitlich alte Unsicherheiten am Schießstand wieder da waren, nahm er gelassen.Die Prioritäten haben sich für den Ausnahmeathleten in diesem Winter verschoben. Bö war im Januar erstmals Vater geworden. Für die Geburt legte er sogar eine Wettkampfpause ein. Danach kehrte er zurück und lief, als wäre er nie weg gewesen.Auf die WM zu verzichten, kam aber doch nicht infrage. „Mein Ziel für die Saison war die WM in Antholz neben dem, was zu Hause passiert ist. Ich bin sehr froh, dass ich eine so großartige WM hatte“, sagte er nach dem Rennen in der ARD. „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl hier weg.“

Für die deutschen Biathlonmänner dürfte das indes nicht gelten. Sie blieben erstmals seit 2016 bei Weltmeisterschaften ohne Einzelmedaille. Der bei der Staffel am Samstag nicht eingesetzte Johannes Kühn war als Zehnter noch der beste deutsche Skijäger. Hinter Kühn kam Benedikt Doll (4) als zweitbester Deutscher auf Rang zwölf, Arnd Peiffer (5) wurde lediglich 21., Philipp Horn (7) beendete die WM auf Rang 24.
Icon: Der Spiegel

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