Robben-Ärger trotz 5:0-Sieg Der Partymuffel

Nach dem Sieg gegen Besiktas hat Arjen Robben einmal mehr für Unruhe gesorgt. Der Bayern-Star schmollte und zeterte ob seiner anfänglichen Reservistenrolle. Trainer Heynckes zuckt da nur noch mit den Achseln.

Arjen Robben

Mittwoch, 21.02.2018  
07:54 Uhr

Plötzlich wurde Arjen Robben schmallippig. Gerade hatte er noch ausführlich über das erfreuliche Ergebnis gesprochen, über die gute Ausgangsposition für das Champions-League-Rückspiel bei Besiktas in Istanbul. Dann aber ging es um ihn. Es folgten drei Fragen und drei Antworten, die seine Stimmungslage sehr gut veranschaulichen.

Ob er erkältet gewesen sei, wie vor Spielbeginn spekuliert wurde? „Was, wie erkältet?“ Und wieso er dann nicht von Anfang an gespielt habe? „Das weiß ich auch nicht“, murrte er. War er davon überrascht? „Ich war sehr überrascht. Aber mehr sage ich dazu nicht.“

Sagte er aber später doch noch.

So deutlich der FC Bayern am Dienstagabend sein Achtelfinal-Hinspiel gegen Besiktas Istanbul mit 5:0 gewonnen hatte, so unüberhörbar war auch die schlechte Laune von Arjen Robben: Der Holländer wurde nicht müde, immer wieder über seine Frustration zu sprechen, weil er nicht von Anfang an auf dem Platz stehen durfte. „Wenn ich das ausspreche, was ich fühle, dann sitze ich morgen bei Brazzo (Sportdirektor Hasan Salihamidzic, d. Red.) oder bei Herrn Rummenigge. Jedes Wort, was ich jetzt sage, ist eines zu viel.“

Unterhaltsame Einlagen am Spielfeldrand

Wie sehr Robben unter Strom stand, war schon in der wenig prickelnden ersten Hälfte gut zu beobachten, als er am Spielfeldrand für unterhaltsame Einlagen sorgte. Etwa, als er nach dem Platzverweis gegen Istanbuls Domagoj Vida nach einer Viertelstunde mit geöffneter Trainingsjacke vor der Bayern-Bank stand, quasi bereit für die Einwechslung. Oder, wie er nach einer halben Stunde als einziger Reservist plötzlich mit Aufwärmübungen begann und die Außenlinie auf- und abraste.

Nach 42 Minuten gab ihm Co-Trainer Peter Hermann endlich das Signal zur Einwechslung, als Ersatz für den angeschlagenen James. Aber auch das machte Robben zunächst nicht glücklich. Warum jetzt noch, so kurz vor der Halbzeit – so konnte man seine Gesten deuten. Irgendwie schien man ihm an diesem Abend auch gar nichts recht machen zu können.

Der Holländer kam dann bei der nächsten Spielunterbrechung. Verursacht wurde sie durch Thomas Müllers Tor zum 1:0. Danach war Besiktas chancenlos. Auch wegen Robben, der eine überragende Halbzeit zeigte, aber auch immer wieder schimpfte. Über Mitspieler wie Joshua Kimmich bei ungenauen Zuspielen. Über einen Ballbuben, weil er die Kugel nicht schnell genug zu Istanbuls Torwart Fabri warf. Da stand es bereits 4:0.

Nach Abpfiff ging das Murren trotz bester Absichten dann weiter. „Ich bin Profi“, sagte Robben, „ich arbeite jeden Tag für genau solche großen Spiele. Und wenn du dann nicht dabei bist, dann ist das eine schmerzhafte Geschichte.“

Robben wütet, als sei es eine Majestätsbeleidigung

Bei allem Verständnis für seine Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für die Startelf, bei Robben wirkte es einmal mehr wie das Schmollen eines beleidigten Kindes, das man nicht mitspielen lassen wollte. Ob bei Auswechslungen wie im November 2016 beim Spiel gegen seinen Ex-Klub PSV Eindhoven, oder im März 2017 in Mönchengladbach: Immer wieder wütete Robben als sei solch ein Vorgehen eine Majestätsbeleidigung.

Tatsächlich formulierte er den Satz „Da ist jedes Wort zu viel“ am Dienstag nicht zum ersten Mal. Dasselbe sagte er nach dem 0:3 in der Vorrunde bei Paris St. Germain, als er ebenfalls zunächst auf der Bank saß. Es war das letzte Spiel des schon angezählten Carlo Ancelotti als Bayern-Trainer.

Jupp Heynckes dagegen ist jetzt, fünf Monate später, nach seinem Rekord mit 14 Pflichtspielsiegen in Serie vom FC Bayern nicht mehr wegzudenken. Der Trainer machte am Dienstag auch klar, dass er auf Empfindlichkeiten von sich selbst für unersetzbar haltenden Spielern keine Rücksicht nehme – zumal er Profis wie Thiago, Sebastian Rudy oder Juan Bernat gleich ganz aus dem Kader streichen musste.

„Dass er nicht zufrieden ist, da habe ich vollstes Verständnis für“, sagte Heynckes mit einem Anflug von emotionslosem Achselzucken und sprach ein knappes, aber deutliches Machtwort: „Ich bin für alle Spieler verantwortlich, und deshalb mache ich das, was ich für richtig finde, und das hat auch jeder zu akzeptieren. Und Punkt.“

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