Neue GroKo Gabriel will nicht ums Amt des Außenministers kämpfen

Er halte nichts davon, sich an Ämter zu klammern: Der geschäftsführende Außenminister Sigmar Gabriel hat in einem Interview über seine Zukunft gesprochen – und über Martin Schulz.

Sigmar Gabriel

Donnerstag, 22.02.2018  
04:16 Uhr

Sigmar Gabriel sieht seiner politischen Zukunft nach eigener Darstellung gelassen entgegen. Er halte nichts davon, „um Ämter zu kämpfen und sich daran zu klammern“, sagte der geschäftsführende Außenminister der „Braunschweiger Zeitung“. „Wir sind nun mal Gewählte und keine Erwählten.“

Seine Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz und sein Bemühen um die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel aus türkischer Haft seien keinesfalls als Bewerbung um das Außenministeramt zu verstehen, sagte Gabriel. „Welch ein Unsinn.“ Er sei schließlich mal mit einer Türkin verheiratet gewesen und habe „manches dort kennen gelernt und deshalb viel Sympathie für die Menschen in der Türkei.“

Im Fall Yücel hatte Gabriel mehrfach den türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu getroffen und in zwei Fällen auch direkte Gespräche mit Präsident Recep Tayyip Erdogan geführt.

Was Gabriel über Schulz sagt

Gabriel hatte massive Kritik auf sich gezogen, weil er den inzwischen als SPD-Chef zurückgetretenen Martin Schulz attackiert hatte, nachdem dieser das Außenamt für sich reklamiert hatte. Gabriel entschuldigte sich dafür bei Schulz. Schulz wiederum verzichtete unter innerparteilichem Druck auf das Außenministeramt.

Inzwischen sei „alles ausgeräumt und nebensächlich“, sagte Gabriel nun im Interview. Das Leben sei „zu kurz für dauerhafte Verärgerungen“, er und Schulz wollten sich weiterhin „freundschaftlich treffen“. Seine Reaktion auf die Ankündigung Schulz‘ nannte Gabriel „nicht besonders schlau“.

Das Gabriel-Schulz-Beziehungsprotokoll

An Personalspekulationen um Regierungsämter beteilige er sich nicht, sagte Gabriel. „Wie gesagt: Das findet sich schon.“ Auf den Hinweis, Deutschland brauche einen erfahrenen Außenminister, sagte er: „Den wird es geben. Der muss aber nicht Sigmar Gabriel heißen.“

Die SPD will erst nach einem Erfolg des Mitgliedervotums die Besetzung der Ressorts in einer neuen Großen Koalition festlegen. Offen ist, welcher SPD-Politiker dann Außenminister werden soll. Die dafür bisweilen genannte Bundesfamilienministerin Katarina Barley sagte am Mittwoch in der ARD-Sendung „Maischberger“ auf die Frage, ob sie daran Interesse habe: „Ich übernehme gerne Verantwortung – egal in welcher Funktion.“

Die Frage, ob er selbst künftig als einfacher Abgeordneter im Bundestag sitzen werde oder einen Posten in der freien Wirtschaft annehmen werde, ließ Gabriel in dem Interview offen. Er selbst fragte: „Warum sollen Menschen aus der Wirtschaft nicht in die Politik gehen können und umgekehrt?“

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