Radprofi Chris Froome „Ich freue mich, weiter ein Botschafter für einen sauberen Radsport zu sein“

Das Doping-Verfahren ist eingestellt, der Weg zur Titelverteidigung bei der Tour frei: Kurz vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt geht Chris Froome in die Offensive und liefert erneut Erklärungsversuche.

Chris Froome

Mittwoch, 04.07.2018  
12:59 Uhr

„Ich freue mich, weiter ein Botschafter für einen sauberen Radsport zu sein“ – das hat der vom Doping-Vorwurf freigesprochene Radprofi Chris Froome in einem Interview der Londoner „Times“ gesagt. Gleichzeitig hat der Brite drei Tage vor der am Samstag beginnenden Tour de France erneute Erklärungsversuche unternommen. Demnach habe der 2017 während der Vuelta gemessene Wert des Asthmamittels Salbutamol in seinem Urin weit weniger über dem erlaubten Limit gelegen als bisher publiziert.

Froome bezifferte seinen Wert bei der Kontrolle vor seinem Vuelta-Sieg auf 1429 Nanogramm. Sein Team Sky hatte den Wert einst mit 2000 Nanogramm angegeben. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) setzte für das Mittel einen Grenzwert von 1000 Nanogramm pro Milliliter fest. Dazu gebe es allerdings einen Ermessensspielraum bis 1200 Nanogramm, erklärte Wada-Wissenschafts-Direktor Oliver Rabin.

Dass Froome das Asthmamittel einnimmt, war bekannt und auch von den zuständigen Stellen genehmigt. Und doch liegt auch der von Froome bezifferte Wert weit über dem Grenzwert – selbst inklusive Ermessensspielraum.

Wada weist Promi-Rabatt zurück

Die Wada verteidigt ihren viel diskutierten Freispruch und wies den Vorwurf eines Promi-Rabatts zurück. „Das war nicht das erste Mal, dass wir eine zu hohe Salbutamol-Konzentration überprüft haben. Das Außergewöhnliche an diesem Fall war, dass Froome ein sehr bekannter Sportler ist und sein Fall durch Indiskretion in die Presse gelangte“, erklärte Rabin der Internetplattform „cyclingnews“: „Wir verhalten uns in solchen Situationen immer gleich, jetzt und in Zukunft.“

Im konkreten Fall akzeptierte die Wada die Erklärung der Froome-Seite, dass eine Dehydrierung nach der schweren Vuelta-Etappe auf den Los Machucos und die Einnahme weiterer Medikamente gegen eine Infektion die Messung beeinflusst hätten. „Ich hätte nichts als einen kompletten Freispruch akzeptiert“, erklärte der umstrittene Sky-Kapitän.

Seriensieger Froome ist seit dem 4. Mai auf Rekordkurs. Sein Sieg beim Giro d’Italia, mit einem historischen Solo herausgefahren, bedeutete den dritten Grand-Tour-Sieg in Serie. Das hatten vor ihm nur Eddy Merckx (1972/1973) und Bernard Hinault (1982/1983) geschafft. Jetzt wartet der vierte Streich am Stück. Als fünfmalige Toursieger bilden Jacques Anquetil, Merckx, Hinault und Miguel Indurain einen exklusiven Club. Er könnte durch Froome erweitert werden.

Video: Das Doping-Geständnis des Jörg Jaksche (2007)

Uwe Speck/Witters

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