VW, SAP, Rocket Internet Wo die Chefs mehr als zehn Millionen Euro verdienen

Viele Dax-Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Gewinne kräftig gesteigert. Davon profitieren auch die Vorstandschefs. Die Manager der skandalträchtigen Autofirmen verdienten besonders gut – und Oliver Samwer.

Donnerstag, 12.07.2018  
12:05 Uhr

Die Gehälter der Chefs der Dax-Konzerne sind im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 4,5 Prozent gestiegen, wie die jährliche Erhebung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigt. Damit steigen die Bezüge der Manager stärker als die Bruttolöhne der normalen Mitarbeiter in Deutschland. Diese sind nämlich nur um 2,5 Prozent gewachsen.

Dieses Ergebnis schlägt sich auch in der sogenannten Spreizung der Vorstandsgehälter und der Gehälter der normalen Mitarbeiter der Dax-Konzerne nieder: Die Vorstände haben 2017 im Schnitt das 52-fache ihrer Mitarbeiter verdient. Im Jahr zuvor war es noch das 50-fache.

Spitzenreiter bei der Vergütung ist wie schon im Vorjahr das derzeit wertvollste deutsche Unternehmen SAP. Dort hat jedes Vorstandsmitglied durchschnittlich 5,7 Millionen Euro verdient. Der Durchschnitt aller deutschen Dax-Vorstandsmitglieder lag bei 3,6 Millionen Euro.

Überraschend landen die Vorstände der drei deutschen Autokonzerne auf den Plätzen zwei, drei und vier im Gehaltsranking. Und das, obwohl die Branche derzeit mit Skandalen zu kämpfen hat.

Der höhere Geldfluss bei den Dax-Vorständen geht darauf zurück, dass die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr massiv ihre Gewinne steigern konnten. Sie legten wie schon im Vorjahr um etwa ein Viertel von 119 Milliarden Euro auf 148 Milliarden Euro zu.

Insgesamt gibt es in den zwei größten deutschen Börsenindizes Dax und MDax drei Vorstandschefs, die die Zehn-Millionen-Euro-Grenze überschreiten. Das ist zum einen SAP-Chef Bill McDermott, der wie schon im vergangenen Jahr an der Spitze des Rankings liegt. Ebenfalls mehr als zehn Millionen Euro betrug die Vorstandsvergütung des Ex-VW-Chefs Matthias Müller, der damit – genau wie im letzten Jahr – den zweiten Platz im Dax einnimmt. Auch Oliver Samwer, Chef der Start-up-Fabrik Rocket Internet, konnte die Zehn-Millionen-Marke knacken.

Den stärksten Anstieg der Vergütung beobachteten die Studienautoren bei der Lufthansa. Dort stiegen die Bezüge um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die DSW kritisiert angesichts dieser Zahlen die oft allzu auskömmlichen Pensionsregelungen für Vorstände. „Es ist grundsätzlich die Frage zu stellen, ob Vorstände ihre Altersvorsorge nicht selbst organisieren sollten“, schreiben die Studienautoren. Diese Frage sei mit „Ja“ zu beantworten. Die einseitige Belastung der Unternehmen durch intransparente und umfangreiche Pensionszusagen gehöre nicht mehr in das Repertoire moderner Vergütungssysteme.

Im internationalen Vergleich schneiden die Vorstandschefs in Deutschland mit ihren Gehältern nur mittelmäßig ab. Ihre durchschnittliche Gesamtvergütung von 5,8 Millionen Euro liegt höher als die ihrer französischen Kollegen (4,9 Millionen Euro), aber unterhalb der Chefgehälter aus der Schweiz (5,9 Millionen Euro). In den USA ist die durchschnittliche Vergütung der Chefs mit 16,7 Millionen Euro aber immer noch knapp dreimal so hoch wie in Deutschland.

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