Nach Druck konservativer Aktivisten US-Sender strahlt Werbung mit Lesben nicht aus

Eine Organisation namens „One Million Moms“ rief beim Senderchef an, danach weigerte sich der amerikanische Hallmark Channel, Werbespots mit lesbischen Brautpaaren zu zeigen. Der Werbekunde ist empört.

Sonntag, 15.12.2019  
02:59 Uhr

Der amerikanische Pay-TV-Sender Hallmark Channel hat die Ausstrahlung von Werbespots für eine Hochzeitsplanungs-Website gestoppt, in denen ein lesbisches Brautpaar zu sehen war. Zuvor hatte die konservative Organisation „One Million Moms“ Druck auf den Vorstandsvorsitzenden der Mutterfirma des Senders ausgeübt.

Von sechs unterschiedlichen Spots der Seite Zola wurden vier aus dem Programm genommen, in denen auch gleichgeschlechtliche Paare zu sehen waren. Zwei Spots, die nur heterosexuelle Brautpaare zeigten, sollten weiter gesendet werden. Nach der Entscheidung des Senders verzichtete Zola aber komplett auf die Ausstrahlung seiner Spots, teilte die Firma mit.

„Der einzige Unterschied zwischen den beanstandeten Werbespots und denen, die genehmigt wurden, war, dass ein lesbisches Paar sich küsste“, sagte Mike Chi, der Marketingleiter von Zola, der Presseagentur AP. „Alle Küsse, Paare und Ehen sind gleichwertige Ausdrücke der Liebe. Wir werden nicht länger auf dem Hallmark Channel werben“, sagte Chi.

„Wir wollen keine Kontroversen erzeugen“

„Die Diskussion um diese Werbespots lenkte in jeder Hinsicht vom Ziel unseres Senders ab, nämlich Unterhaltung zu produzieren“, sagte Molly Biwer, Sprecherin von Hallmark, in einer Erklärung. In einem Interview sagte Biwer: „Die Marke Hallmark sollte niemals spalten. Wir wollen keine Kontroversen erzeugen, wir bemühen uns sehr, uns davon fern zu halten.“

Biwer bestätigte, dass „One Million Moms“ persönlich mit Bill Abbott, dem CEO der Senderfamilie Crown Media, über die Werbung gesprochen habe. Die Organisation stellte den Inhalt des Gesprächs auf ihrer Website so dar, dass Abbott die Ausstrahlung als Fehler bezeichnet habe. „Das Gespräch gab uns die Gelegenheit, zu bestätigen, dass der Hallmark Channel ein verlässlich familienfreundlicher Sender bleiben wird.“

Die Schauspielerin Sandra Bernhard, die in einem der Spots mitspielte, verspottete den Sender auf Twitter. „Alle coolen lesbischen Ladies, die ich kenne, werden euren Weihnachts-Schmonz nicht sehen“, schrieb Bernhard: „Habt ihr es nicht mitbekommen? Familie schließt alle ein.“

Auch die bekannte Talkmasterin und Komödiantin Ellen DeGeneres wandte sich über Twitter an den Hallmark Channel: „Haben wir nicht fast 2020? Was denkt ihr euch dabei? Bitte erläutert das. Wir sind ganz Ohr“.

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