Doch bitte nicht schon wieder – DER SPIEGEL – Sport

Jährlich grüßt das Murmeltier: Nach der teils schwachen Hinrunde der Bayern wurde schon der Kampf der Außenseiter um den Titel ausgerufen. Würde es nach sieben Spielzeiten, in denen die Meisterschale nach München wanderte, endlich einem Team gelingen, die Bayern zu schlagen? Zwei Spieltage ist die Rückrunde nun alt, und nach zwei überzeugenden Siegen scheint für die Bayern der Weg zur nächsten Meisterschaft plötzlich wieder frei. Weil Tabellenführer Leipzig schwächelt – und es die Statistik mit den Bayern hält. So war es auch im vergangenen Jahr. Doch bitte nicht schon wieder, werden sich neutrale Bundesliga-Fans denken.

Das Ergebnis: „Schalke 0:5“ haben wir Ihnen in der Überschrift erspart, zumal die Bayern zu Hause spielten. Lesen Sie hier den Spielbericht. Und hier das Minutenprotokoll.Der Problem-Clemens: Der Mehrwert von Fernsehinterviews vor Fußballspielen ist umstritten, teilweise verzichten Sender schon ganz auf diesen Teil der Vorberichterstattung. Sky gehört nicht dazu – und so kam es vor dem Spiel des FC Bayern gegen Schalke 04 zur formidablen Gesprächskonstellation zwischen Clemens Tönnies und Lothar Matthäus. Für den Schalke-Boss, nach rassistischen Äußerungen gegenüber Afrikanern von einer vermeintlich selbstverordneten dreimonatige Ruhephase zurückgekehrt, bat sich im Sky-Interview die Chance, sich zu rechtfertigen. Er habe es nur gut gemeint und sei falsch verstanden worden, sagte er. Afrika sei ein Traumkontinent. Matthäus mimte den kritischen Experten: „Die Entschuldigung muss man annehmen.“ Es wird höchste Zeit, den Videobeweis auch vor dem Spiel anzuwenden.

Das Ding mit den Torhütern: Anfang Januar erreichte die Rivalität zwischen Schalke und Bayern ein neues Zwischenhoch, als der Transfer von Alexander Nübel nach München nach der laufenden Saison bekanntgegeben wurde. Nun kam es zum direkten Aufeinandertreffen beider Klubs – nur Nübel war nicht da. Der hatte es sich angesichts seiner Rotsperre mutmaßlich in der Heimat vor dem Fernseher gemütlich gemacht. In seiner Abwesenheit stand sein potenziell kurz- als auch mittelfristiger Nachfolger im Mittelpunkt: Markus Schubert gilt als designierter Schalke-Stammtorhüter der kommenden Jahre, und wird von einzelnen Fans bereits für die Rückrunde zur neuen Nummer eins deklariert. Ob das bis nach dem Spiel gegen die Bayern anhält, ist zumindest fraglich.

Erste Hälfte: Denn „Schubi“, wie er von den Schalke-Fans gerufen wird, zeigte in seinem ersten Spiel gegen den großen FC Bayern teils große Unsicherheiten. In der sechsten Minute flog er erstmals unter einer Ecke hindurch, wischte den Ball nur ungenügend durch seinen Fünfmeterraum und bekam durch Robert Lewandowskis Führungstor die erste Quittung. In der Folge stabilisierte sich Schubert, seine Vorderleute wankten dagegen über den Münchner Rasen und hatten Glück, dass ein Treffer von Thomas Müller wegen einer marginalen Abseitsstellung aberkannt wurde, die Kollegen im SPIEGEL.de-Liveticker nannten es eine „Müllimeterentscheidung“. Unmittelbar vor der Pause hatte dann auch der Videoassistent nichts mehr einzuwenden, Müller traf auf Kopfballvorarbeit von Leon Goretzka.

Jubiläum: Apropos Müller, das Münchner Urgestein erzielte mit dem 2:0 seinen 100. Treffer in der Münchner Arena. Dafür, dass er unter dem ehemaligen Coach Niko Kovac kaum eine Rolle gespielt hatte, spielt Müller mit nun 16 Scorerpunkten nach 19 Spielen eine klasse Saison.

Zweite Hälfte: Leon Goretzka machte auf Schalke seine ersten Schritte in der Bundesliga, gegen Schalke traf er nun sehenswert. Nach einer Ecke von der rechten Seite prallte sein Kopfball erst von einem Gegenspieler ab, ehe er sich schräg in die Luft legte und per Seitfallzieher zur Vorentscheidung traf (50.). Es sollte der vorgezogene Digestif sein, danach wurde es eigentlich nur schlechter. Zwar parierte Schubert noch ein, zwei Fernschüsse und war beim zwischenzeitlichen 4:0 von Thiago (58.) chancenlos. Durch den Treffer zum Endstand durch Serge Gnabry (89.) ließ er aber dann doch noch eine Torwartdebatte aufkommen: Eine Hereingabe des Nationalspielers fälschte er, abgelenkt von dem vor ihm umherirrenden Ozan Kabak, ins eigene Tor ab.Und nun? Angesichts der auslaufenden Sperre von Nübel und der schwachen Leistung von Schubert dürfte Schalke in der kommenden Woche eine Torwartdebatte erwarten. „Die besten Spieler spielen bei mir“, sagte Trainer David Wagner nach der Partie bei Sky. Demnach dürfte es Nübel sein. Manuel Neuer hat das halbe Fernduell mit seinem künftigen Konkurrenten im Münchner Tor gewonnen, einen wirklich großen Anteil hatte er daran aber nicht. Einen zu langweiligen Abend verbrachte er in München Fröttmaning.
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