Höherer Ertrag, frühere Saison Erdbeeren wachsen zunehmend unter Folie

Landwirte bauen Erdbeeren vermehrt in Gewächshäusern und unter Folie an. Die Fläche hat sich in den vergangenen Jahren fast verfünffacht. Umweltschützer sehen jetzt die Verbraucher in der Pflicht.

Christophe Gateau / DPA
Erntehelfer pflücken in einem Gewächshaus in Niedersachsen Erdbeeren

Dienstag, 21.05.2019  
10:24 Uhr

Erdbeeren werden in Deutschland zunehmend in Folientunneln und Gewächshäusern angebaut. Von 2011 bis 2018 hat sich die Fläche im geschützten Anbau beinahe verfünffacht. Mehr als zwölf Prozent der Anbaufläche für Erdbeeren war im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt durch Gewächshäuser und Folientunnel geschützt. Der klassische Anbau auf dem Feld geht hingegen zurück.

Für Landwirte ist der Anbau unter der Folie zwar teurer, bietet ihnen aber eine Reihe von Vorteilen: „Er bewahrt die Pflanzen vor extremen Wetterbedingungen, liefert höhere Erträge, bessere Qualität und sogar bessere Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer“, sagte Simon Schumacher, Sprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), über den Folieneinsatz.

„Starke Niederschläge können die Früchte beschädigen, die dadurch schneller faulen. Das passiert uns beim geschützten Anbau nicht“, sagte Schumacher. Bei einer Trockenheit wie im Sommer 2018 könnten die Pflanzen außerdem effizienter bewässert werden, da das Wasser nicht einfach verdunste.

In Deutschland liegt die Erntemenge unter Folie im Durchschnitt etwa 60 Prozent über dem Freilandanbau. 2018 wurden 15,24 Tonnen Erdbeeren pro Hektar geerntet. Im Freiland waren es nur 9,51 Tonnen.

Ernte im Gewächshaus ist bequemer

Erdbeer-Bauern rechnen damit, dass sich der Anbau unter Folie weiter ausdehnt. Sie verweisen darauf, dass in Großbritannien Erdbeeren bereits ausschließlich in Folientunneln angebaut würden, und auch in Holland kämen bereits 60 Prozent der Früchte aus Gewächshäusern.

Dort sei auch die Ernte bequemer: Unter der Schutzabdeckung seien Arbeiter nicht mehr den Wetterbedingungen ausgesetzt und könnten die Erdbeeren deutlich ergonomischer pflücken, da viele der Beete auf Hüfthöhe und somit deutlich höher als auf den Freilandflächen liegen.

Befürworter argumentieren auch, der geschützte Anbau der Erdbeere sei deutlich ökologischer als auf Freilandflächen. Denn damit gehe der Einsatz von Pestiziden zurück. Stattdessen könnten gezielt Nützlinge eingesetzt werden, also Insekten, die Schädlinge oder deren Brut abtöten.

Umweltschützer fordern überlegteres Kaufverhalten

Umweltschützer sehen die Folien-Felder dennoch kritisch. „Die Fläche unter den Tunneln geht für die Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum verloren“, sagte Bernd Petri vom Naturschutzbund (Nabu) in Hessen. Er sieht auch Verbraucher in der Pflicht. Sie müssten sich bewusst machen, dass Erdbeeren vom freien Feld nur im Hochsommer in Deutschland geerntet werden können und ihr Kaufverhalten entsprechend anpassen.

Ansprüche von Kunden, bereits im Frühling deutsche Erdbeeren kaufen zu können, trieben die Nutzung von Folientunneln voran. Zur Not müsse die Politik eingreifen und den Anbau unter Folie oder Glas begrenzen, forderte Petri. Es sei dringend nötig, über einen Ausgleich für die verlorenen Flächen für Flora und Fauna nachzudenken.

Die Früchte aus dem Tunnel sind deutlich früher reif als die klassischen Freiland-Erdbeeren. Kunden können so mitunter schon Mitte April einheimische Früchte essen – und sind laut den Landwirten bereit, für heimische Produkte mehr zu zahlen als für Importware.

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