Ermittlungen wegen Betrugsverdachts Polizei verhaftet Vermittler von Boris Beckers Diplomatenpass

Gegen Geld soll ein kriminelles Netzwerk afrikanische Diplomatenpässe angeboten haben. Ein Beschuldigter verhalf nach SPIEGEL-Informationen bereits Boris Becker zu einem fragwürdigen Diplomatenstatus.

Greg Allen/ DPA
Boris Becker (hier als TV-Experte bei den US Open) firmierte als Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten der Zentralafrikanischen Republik

Freitag, 13.09.2019  
12:03 Uhr

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen ein Netzwerk, das sich auf die illegale Beschaffung afrikanischer Diplomatenpässe spezialisiert haben soll. Nach Informationen des SPIEGEL wurden Ende August drei Verdächtige verhaftet. Darunter befindet sich der Geschäftsmann Stephan Welk, der dem Ex-Tennisstar Boris Becker im vergangenen Jahr einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik vermittelt hatte.

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Konkreter Anlass der Festnahmen war ein aktueller Fall in Süddeutschland. Welk und seinen mutmaßlichen Komplizen wird vorgeworfen, einen bayerischen Fleischgroßhändler betrogen zu haben. Sie sollen ihm gegen Zahlung von 1,5 Millionen Euro Diplomatendokumente der westafrikanischen Republik Guinea-Bissau in Aussicht gestellt und ihm zugleich umfangreiche Exportmöglichkeiten nach Afrika versprochen haben. Welks Verteidiger erklärte, sein Mandant sei „benutzt worden“.

Neben Welk wurde auch der Profiboxer Mario Daser verhaftet. Nach SPIEGEL-Informationen besaß er selbst einen Diplomatenausweis Guinea-Bissaus, in dem er als „Attaché für Kultur und Sport“ bezeichnet wurde. Dasers Anwalt wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Bereits am 7. Mai hatte die Bundespolizei nach einer Kontrolle am Frankfurter Flughafen einen Stapel guinea-bissauische Ausweispapiere im Handgepäck einer Kurierin sichergestellt. Mehrere der Dokumente waren auf Personen ausgestellt, gegen die in Deutschland ermittelt wird oder die zur Festnahme ausgeschrieben sind.

Boris Becker könnte in dem Verfahren als Zeuge vernommen werden. Der Ex-Tennisstar hatte 2018 vergeblich versucht, diplomatische Immunität geltend zu machen, um seinem Insolvenzverfahren in London zu entgehen. Aus seinem Umfeld hieß es aber, dass er damals kein Geld für seinen Diplomatenpass gezahlt habe. Den Kontakt zu Welk habe er abgebrochen.

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