Türkisches Berufungsgericht Fünf „Cumhuriyet“-Journalisten frei – nach 142 Tagen Haft

Ein türkisches Berufungsgericht hat fünf wegen Terrorunterstützung verurteilte Journalisten auf freien Fuß gesetzt. Nach fast fünf Monaten in Haft wurden ihre teils langjährigen Gefängnisstrafen kassiert.

STR / CUMHURIYET DAILY NEWSPAPER / AFP
Karikaturist Musa Kart (M.) mit Guray Oz, Onder Celik, Mustafa Kemal Gungor and Hakan Kara (v.l.) vor dem Kocaeli-Gefängnis nach der Freilassung

Freitag, 13.09.2019  
07:59 Uhr

In der Türkei sind fünf frühere Journalisten der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ vorzeitig aus der Haft entlassen worden.

Nach 142 Tagen hinter Gittern wurden die Journalisten – unter ihnen der bekannte Karikaturist Musa Kart – gestern von Unterstützern begrüßt, als sie das Gefängnis in der Stadt Kocaeli im Nordwesten des Landes verließen.

Einige Stunden zuvor hatte ein türkisches Berufungsgericht die Freilassung der Journalisten angeordnet. Ihre Verurteilung im vergangenen Jahr war mit „Unterstützung von Terrorgruppen“ durch ihre Berichterstattung begründet worden. Damals ergingen Haftstrafen zwischen zweieinhalb und acht Jahren gegen insgesamt 14 Angeklagte.

Unter dem Vorwurf, den im Exil in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu unterstützen, waren nach dem gescheiterten Putschversuch von 2016 zahlreiche Journalisten und Aktivisten festgenommen worden und Tausende Staatsdiener entlassen.

Gülen wurde vorgeworfen, hinter dem Umsturzversuch gegen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu stecken, was dieser aber bestreitet. Erdogan hatte Journalisten immer wieder vorgeworfen, durch ihre Arbeit den Terrorismus gefördert zu haben.

Zu den Freigelassenen hieß es allerdings in der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, sie unterlägen künftig einer Ausreisesperre. Ein weiterer bereits inhaftierter Mitarbeiter, der Buchhalter Emre Iper, muss im Gefängnis bleiben.

„Cumhuriyet“ war bereits 1924 gegründet worden und ist eine der wenigen türkischen Zeitungen, die nicht in der Hand von Medienmogulen ist, sondern einer unabhängigen Stiftung gehört.

Das Blatt geriet immer wieder mit der türkischen Regierung in Konflikt. So floh ihr früherer Chefredakteur Can Dündar nach Deutschland, nachdem er in Istanbul 2016 wegen eines Artikels über mutmaßliche Waffenlieferungen der Türkei an Islamisten in Syrien zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden war.

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