Tweet zu Greta Thunberg im ICE Datenschutzbeauftragte lädt Deutsche Bahn zum Gespräch 

Die Bahn hat am Wochenende Details über Greta Thunbergs Reise im ICE veröffentlicht. Für die Berliner Datenschutzbeauftragte ist das keine Bagatelle.

Massimo Pinca/ REUTERS
Greta Thunberg

Mittwoch, 18.12.2019  
16:40 Uhr

Die Tweets über Greta Thunbergs Fahrt in der 1. Klasse des ICE 74 haben für die Deutsche Bahn ein Nachspiel. „Wir nehmen den Einzelfall zum Anlass, um mit der Bahn über den Umgang mit persönlichen Reisedaten zu sprechen,“ sagte ein Sprecher der Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk dem SPIEGEL. Zuerst hatte der „Tagesspiegel“ berichtet.

„Wir wollen die Bahn mit dem Gespräch für den Datenschutz und den Umgang mit personenbezogenen Reisedaten sensibilisieren“, sagte Sprecher Philipp Stroh weiter.

Der Konzern hatte am Wochenende spitz auf einen Tweet der Klimaaktivistin Greta Thunberg reagiert – und darin sowohl die Zugnummer der Reisenden als auch ihren Sitzplatz in der 1. Klasse erwähnt.

Persönliche Daten dürfen laut Datenschutzbehörde aber nur mit Einwilligung der Betroffenen veröffentlicht werden – es sei denn, der Konzern kann sich auf eine Rechtsgrundlage berufen.

Die Bahn kündigte gegenüber dem „Tagesspiegel“ eine „juristische Stellungnahme“ zu dem Fall an. Darin solle der Zeitung zufolge geprüft werden, ob die Bahn berechtigte Interessen hatte, die persönlichen Daten von Greta Thunberg zu veröffentlichen.

Für die junge Schwedin war der Tweet noch aus einem anderen Grund unangenehm. Die Bahn erweckte damit den Eindruck, dass die Klimaaktivistin einen Tweet gefakt hätte. Der zeigte sie nämlich auf dem Fußboden eines überfüllten ICE – während die Bahn etwas vom Service in der ersten Klasse schrieb.

Richtig ist: Einen Teil der Rückreise von der Uno-Klimakonferenz musste die 16-Jährige auf dem Boden verbringen. Erst später stieg sie in den von der Bahn erwähnten Zug und nahm in der ersten Klasse Platz. Richtig stellte der Konzern das nicht – ein Kommunikationsdesaster, analysierte SPIEGEL-Autor Arno Frank.

Bei der Datenschutzbeauftragten muss sich die Bahn nur für die Reisedaten rechtfertigen. Da sie ihren Sitz in der Hauptstadt hat, ist die Berliner Datenschutzbeauftrage zuständig. Sie spreche regelmäßig mit dem Konzern. Das sei bei einem Unternehmen dieser Größenordnung normal. Der Tweet sei aber explizit Anlass für das kommende Gespräch.

Ein offizielles Verfahren gebe es zu dem Fall nicht. Dafür müsse sich die Betroffene bei der Datenschutzbehörde über die Bahn beschweren, also formal eine Eingabe machen. Das sei nicht passiert.

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